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Schichtkuchensound und Orchester-Pop adé – die Feuilleton-Lieblinge Arcade Fire entschlacken auf „The Suburbs“ ihre Musik. Schlicht ist das neue Album dennoch nicht , im Gegenteil: Die Richtung wechselt von Song zu Song.

Es gibt Menschen, die halten Arcade Fire für die beste Band der Welt. Glühende Verehrer sind u.a. Chris Martin von Coldplay und Regisseur Spike Jonze, der seinen letzten Film „Wo die wilden Kerle wohnen“ mit ihrer Musik unterlegte. Das Geheimnis der Kandier entschlüsselt man am besten auf ihren Konzerten. Live sind Arcade Fire eine Hippie-Band mit Punk-Attitüde. Die Musiker sehen aus wie Farmarbeiter, bringen Quetschkommoden, Drehleiern und manchmal sogar eine ausgewachsene Kirchenorgel mit.

Das klingt schwer nach Kunstprojekt, und doch tappen Arcade Fire nie in die Falle, irgendwie „skurril“ klingen zu wollen. Die Konzerte haben die Energie einer Stadionrock-Show. Auch bei zehn Musikern und ebenso vielen Instrumenten klingen die Songs selten wirr oder überfrachtet.

Vorbei die barocken Arrangements und Schichtkuchensounds





Und doch: Unter diesem Hippie-Orchester schlummert eine Indie-Band. Was man immer schon geahnt hatte, bestätigt das neue Album nun ganz offiziell. Plötzlich klingen Arcade Fire, als hätten sie eine musikalische Entschlackungskur hinter sich. Vorbei die barocken Arrangements und Schichtkuchensounds. Das heißt nicht, dass „The Suburbs“ eine irgendwie schlichte oder gar öde Platte wäre. Im Gegenteil – die Richtung wechselt von Song zu Song. Da gibt es geradeaus rockende Stücke wie „Ready to Start“ und melancholischen Streicherpop wie „Half Light“, dann geht es plötzlich in die Synthie-Disco der 80er Jahre („Sprawl II“ ). Auf „Empty Room“ hört man sogar Anklänge von ABBA raus.

Nach Ausfällen muss man schon suchen. Da wären im Grunde nur die verzichtbare Kitsch-Nummer „Rococo“ und, kurioserweise, das Titelstück. Warum Arcade Fire ausgerechnet diesen langweiligsten Song der Platte als erste Single veröffentlicht haben, bleibt ihr Geheimnis. „The Suburbs“ dümpelt genauso höhepunktlos dahin wie das Leben in der Vorstadt, das er beschreibt. Aber vielleicht ist das ja sogar Absicht. Es wäre dieser Band zuzutrauen.

  • Arcade Fire, „The Suburbs“, erschienen bei City Slang/Universal