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Das neue Album des britischen Ausnahmegitarristen Jeff Beck setzt auf Streicher, Jazzrock und gleich vier Vokalistinnen. Anders als auf seinem Roots-orientierten Livealbum von 2008 setzt er in der Auswahl der Stücke auf Experimente. Und kann nicht immer überzeugen.

Ein Bekannter von mir hat Led Zeppelin mal live gesehen. Ende der sechziger Jahre in Hagen, Westfalen, in irgendeiner Kneipe. Gut, Jimmy Page, Robert Plant, John Paul Jones und John Bonham firmierten erst ein paar Wochen später als Led Zeppelin und nannten sich da noch The New Yardbirds. Aber immerhin.

Dank an Jeff Beck dafür, dass ich diese kleine Anektote hier erzählen darf. Denn Page war der Nachfolger von Leadgitarrist Beck bei den Yardbirds - eine kurze Zeit spielten sie gemeinsam in der Band -, und mit Beck, der wiederum Eric Clapton beerbte, erlebte die Band sowohl kommerzielle Erfolge als auch künstlerische Anerkennung. Danach machte sich der Gitarrist - anders als seine Kollegen Clapton und Page - musikalisch eher rar, brachte jedoch, wenn er sich meldete, Großartiges zustande: Seine erfolgreiche Jeff Beck Group zählte einen künftigen Weltstar und einen kommenden Rolling Stones Gitarristen in den Reihen (Rod Stewart und Ron Wood), seine Zusammenarbeit mit Mahavishnu Orchestra-Keyboarder und Miami Vice-Soundtrackkomponist Jan Hammer ist eine Sternstunde des Jazzrock, die Powertrio-Formation Beck, Bogert & Appice waren 1973 die legitimen Erben von Cream.

Emotion & Commotion setzt auf ungewöhnliche Songauswahl

Emotion & Commotion ist das 15. Soloalbum in 35 Jahren. Anders als auf seinem Roots-orientierten Livealbum von 2008 setzt er in der Auswahl der Stücke auf Experimente. Und kann nicht immer überzeugen.

Gleich vier Stücke hat der 65-jährige Gitarrist aus dem Portfolio jüngerer Klassik ausgewählt und lässt propere Gitarrenläufe mit Streichern zukleistern. Das hat bei „Somewhere Over The Rainbow“ (zumindest ein Klassik-er) noch Charme, bei Puccini´s „Nessun Dorma“ stellen sich entsetzte Nackenhaare auf.

Deutlich gelungener sind seine Jazzrock-Ausflüge in „Never Alone“ und „Hammerhead“, letzteres nicht nur Jan Hammer gewidmet sondern auch künstlerisch im Geiste ihrer musikalischen Zusammenarbeit.

Die Höhepunkte des Albums sind aber klar die vier Stücke, in denen Beck sich der Hilfe von drei großartigen Sängerinnen versichert: Olivia Safe, Imalda May und allen voran die grandiose Joss Stone.

Die schafft es, „I Put A Spell On You“ annähernd so dämonisch klingen zu lassen wie Screamin´ Jay Hawkins im Original. Und treibt den Gitarristen in „There´s No Other Me“ zu saitentechnischen Höchstleistungen.

Diese Sängerin als festes Mitglied einer Jeff Beck Group wie einst Rod Stewart - was für eine wunderbare Vorstellung.