Düsseldorf. .

Bombastisch, pathetisch, mitreißend: „30 Seconds to Mars“ hatten überhaupt keine Probleme, ihre Fans in der Düsseldorfer Philipshalle zu begeistern und mitzureißen. Musikalisch bewegten sich die Lieder zwischen New Metal, Emo und Prog-Rock-Elementen. Und das F-Wort fiel erstaunlich häufig.

Eigentlich gibt es für Jungs, auch wenn sie schon erwachsene Männer sind, doch nur zwei Ziele: Fußballer sein, oder besser noch – Rockstar. Sogar wenn sie schon Stars sind, wie im Falle des Schauspielers Jared Leto. Der hat in solch kultigen Film wie „Fight Club“ oder dem Junkie-Drama „Requiem for a Dream“ mitgespielt und wollte doch eigentlich immer nur in einer Band spielen.

Seit 2002 tut er das mit „30 Seconds to Mars“: Zusammen mit seinem Bruder Shannon an einem mächtigen Schlagzeug und Gitarrist Tomo Milicevic brachte er einen Mix aus Emo, New Wave und Prog-Rock in die seit Wochen ausverkaufte Philipshalle.

Weißes Licht zuckt, Stammestrommeln wirbeln, zugespieltes Synthesizerzwitschern, schon beim Auftakt des 100-minütigen Konzerts ziehen 30STM alle Register. Denn, wie gesagt, der Sänger und Gitarrist ist Schauspieler und so ist seine Performance auch voller Pathos und dramaturgisch geschickt inszeniert.

Zunächst jedoch fällt die Stimme des schmächtigen Enddreißigers auf, dessen Irokesenfrisur an diesem Abend nicht stolz aufgerichtet ist, sondern lässig in die Stirn fällt. Durchdringend wäre untertrieben, wie ein leicht hysterischer Bono singt Leto, kann vom Quengeln bis zum Hymnischen alles, auch ein durchdringendes Kreischen. Dass die Vocals so weit nach vorne gemischt sind, wie man es selten hört, verstärkt den Eindruck, dass hier die Stimme doppelt zählt. Muss sie vielleicht auch, denn die Wand hinter den Musikern bleibt leer, irgend etwas scheint mit den Videoeinspielungen nicht zu stimmen. Ein kleiner Film zu „This is War“, später sieht man unvermittelt Shannon bei der Arbeit, mehr ist da nicht.

Inniger Kontakt mit den Fans

Dafür sucht Bruder Jared den innigen Kontakt mit dem Publikum. Plötzlich taucht er im Oberrang auf, singt inmitten sicherlich beglückter Fans zur akustischen Gitarre, wenig später begibt er sich unter das Publikum vor der Bühne. Wenn er dann wieder auf ihr steht, hat er viel zu sagen, auch wenn es größtenteils Variationen des Satzes „I wanna hear you fucking scream“ sind. Das f-Wort kommt so oft vor, dass man sich schon fragt, ob das für Leto nun zum Bild des Rockstars gehört. Vielleicht macht es ihm auch nur Spaß.

Aber wenn er die Fans beim Kreisch-Wettbewerb zackig in „left-rigt, left-right“ einteilt, wird aus der kämpferisch-kritischen Haltung der Band schnell ein ganz eigener Drill. Musikalisch bewegen sich die Songs zwischen New Metal, Emo und Prog-Rock-Elementen, eine gewisse Gleichförmigkeit der Strukturen ist offensichtlich. „Buddha for Mary“ erinnert an die frühen Hard Core-Zeiten von 30STM, klingt inmitten der neuen Songs aber erstaunlich frisch. Und Leto hält eine Oscar-reife Dankesrede, scheint ehrlich berührt von dem Enthusiasmus der jugendlichen Mars-Army. Im Foyer warten die Eltern. Gut, dass sie nicht gehört haben, wie Jared verkündete, dass er gerne „Jungfrauen verführt“. War aber sicher auch nur ein Teil der Rock´n´Roll-Pose, seiner liebsten Rolle.