Bochum. .

Bochum Total war wieder ein voller Erfolg. Mitten im Revier hieß das: endlose Party, 80 Bands und ein begeistertes Publikum.

Vier Tage Bochum Total gingen Sonntagabend zu Ende; vier Tage Party, 80 Bands und Künstler auf fünf Bühnen, weitere 60 Konzerte in den Kneipen und Clubs des Bermuda-Dreiecks. Die 25. Ausgabe des Musikfestivals bildete gleichsam den Höhepunkt der Bochumer Local Heroes Woche der Ruhr. 2010.

Dabei waren die Anfänge sehr bescheiden: 1986 heuerten zwei Studenten der Ruhr-Uni, Marcus Gloria und Heri Reipöler, ein paar Bands für eine Handvoll Konzerte in der Innenstadt an. Gloria: „Wir suchten eigentlich nur für unsere eigene Band eine Auftrittsmöglichkeit, weil’s damals noch nichts gab in Bochum.“ 16 Combos spielten an zwei Tagen auf zwei Bühnen. Das kam so gut an, als hätten die Menschen nur darauf gewartet, dass die Veranstaltung von Jahr zu Jahr wuchs.

Das Konzept ist geblieben

Das Grundkonzept ist bis heute geblieben; vier Bands täglich pro Bühne, die verschiedene musikalische Schwerpunkte setzen, und alles kostenlos. Zwischendurch gab es Versuche, Programm für spezielle Fans zu machen wie eine Bühne nur für Jazz oder das „Schattenreich“ für Gothic-/Düstermusik. Geblieben ist eine bunte musikalische Mixtur, und das Spartenpublikum kommt trotzdem.

Seit fünf Jahren müssen Teile der Innenstadt gesperrt werden, um dem Massenansturm gerecht zu werden. Wie in diesem Jahr: Weil das Wetter stimmte (2009 sorgten Sturm und Regen für Konzertabbrüche), kamen allein an den ersten drei Tagen weit über 800 000 Besucher. Die Veranstaltung wusste auch diesmal alle Geschmäcker zu vereinen; vom Punk über Musikliebhaber 60+ bis hin zum ganz jungen Publikum drängten sich die Fans vor den Bühnen. Voll wurde es abends sogar an der so genannten Wortschatzbühne, die Kleinkünstlern, Kabarettisten und Autoren ein Forum bot, jeweils zeitlich versetzt zwischen den Gigs der Hauptbühnen, damit die Lesungen überhaupt Gehör finden konnten.

Viele deutsche Bands

Genauso bunt die Auswahl der Künstler. Sehr viele deutsche Bands traten auf, es gab aber auch viele internationale Beiträge, aus Skandinavien, England, USA, Belgien und Holland. Die Band Yaseedee aus einem kleinen italienischen Dorf etwa brauchte mit dem Auto 17 Stunden, um Bochum am Freitag noch rechtzeitig zu erreichen. Und obwohl die Kulisse an diesem Nachmittag noch klein war; die Musiker gaben sich spielfreudig und leidenschaftlich. Frontmann Chadi Dalaty schreibt die Songs, und seine libanesischen Wurzeln lässt er musikalisch in den außergewöhnlichen Klangmix von Yaseedee einwachsen.

Es gab Top-Acts wie Madsen, Luxuslärm und Livingston; alte (Ska-) Hasen wie The Toasters aus New York zeigten, dass sie 27 Jahre Erfahrung auf dem Buckel haben. Ganz wie in den Anfängen gab es wieder viel Raum für Newcomer-Bands. Oder auch hierzulande noch unbekannte Perlen wie Ghinzu. In Belgien haben sie bereits seit über zehn Jahren einen Namen, in Deutschland gewannen sie jetzt seit ihrem Gig bei Bochum Total an Gewicht. Die Brüsseler lassen sich in keinen Musikstil pressen, schrämmeln und rocken mit hohem Anspruch.

Für Veranstaltungschef Marcus Gloria war die 25. Festivalausgabe rundum gelungen: „Das kann die nächsten 25 Jahre so weitergehen.“ Denn das soll es auf jeden Fall, vorerst jedoch ohne weitere räumliche Vergrößerung, „ein bisschen Luft haben wir noch“. Auch die Polizei war sehr zufrieden: Nur wenige Schlägereien und nicht übermäßig viele betrunkene Jugendliche. „Ein friedliches Festival angesichts der Massen“, resümierte Polizeisprecher Axel Püttter am Sonntagnachmittag

  • Erstmals galt bei BO Total ein Glasflaschenverbot, weil es in der Vergangenheit bei den Besuchern stets Schnittverletzungen gab, zumal bei Sandalenwetter. Tatsächlich hat sich ein Großteil des Publikums daran gehalten (die meisten tranken Dosenbier). Die Sanitäter hatten größtenteils Insektenstiche zu versorgen, immerhin aber auch noch acht Schnittverletzte.