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Moke gelten als die holländische Antwort auf Oasis. Und haben sich nun eine andere Britband zum Vorbild genommen: Echo & The Bunnymen. Gitarrist Phil Tilli sprach mit Georg Howahl über ihr neues Album „The Long And Dangerous Sea“ und ihren Förderer Paul Weller.

Sie gelten als beste Britpop-Band, die nicht aus England stammt. Aber auf der Insel werden sie nicht sehr geschätzt. Deshalb feiern Moke vor allem in ihrer Heimat Holland und in Deutschland Erfolge. Über ihr neues Album „The Long And Dangerous Sea“, über ihre Förderer Paul Weller und Karl Lagerfeld sprach Gitarrist Phil Tilli mit Georg Howahl genauso wie über ihren Flirt mit dem Fotografen Anton Corbijn.

Der Sound von Moke klingt, als käme er geradewegs aus Manchester oder Liverpool. Warum flippen die Engländer dabei nicht aus?

Phil Tilli: Darüber haben wir gestern noch mit Paul Weller gesprochen. Ich glaube, wenn jemand aus Frankreich nach Deutschland käme und erzählte, dass er die beste Bratwurst hätte, dann würdet ihr ihn auch nach Hause jagen. Das ist das Problem: Die Engländer haben Angst vor uns.

Aber Paul Weller mag Moke . . .

Tilli:Wir haben gestern Abend nach einem Konzert noch mit ihm in einer Bar abgehangen. Er hat uns ja schon früh gefördert. Vielleicht sollten wir mit ihm durch England touren.


Beim Debüt „Shorland“ vor einem Jahr dachte man, dass Ihre Band Oasis nacheifert. Nun denkt man eher an Echo & The Bunnymen . . .

Tilli:Der Vergleich mit Echo & The Bunnymen lässt sich nicht von der Hand weisen. Aber das klang auch schon früher an. Jedes Stück Musik, das Echo gemacht haben, ist sehr gut wieder zu erkennen. Sie haben eine Menge Orchesterarrangements benutzt. Und man kann mit jedem Instrument mitsingen. Das ist uns sehr wichtig.

Das Orchester klingt ganz schön wuchtig. Warum?

Tilli:Wir hatten das schon entschieden, bevor wir einen einzigen Ton komponiert hatten. Wir lieben große Sounds. Als wir in Deutschland gespielt haben, im Vorprogramm von für Amy Macdonald, Keane und Razorlight, haben wir festgestellt, wie es ist, große Hallen mit Sound zu füllen. Und wir haben uns gesagt: Lass es uns noch größer machen.

Größe und Erfolg, dass passt so gar nicht zum melancholischen Grundton der Musik.

Tilli: Natürlich geht auch bei uns nicht immer alles glatt. Und damit meine ich nicht nur Beziehungskram. Es passieren ja auch eine Menge andere Sachen mit jedem in der Band. Insofern sind etwa „Black & Blue“ und „I Love My Life“ sehr persönliche Songs für uns alle fünf, nicht nur für unseren Sänger Felix.

Dennoch geht’s bei Moke manchmal auch um Politik, oder?

Tilli:Das erste Album hat sich klar mit der Situation in Nordirland beschäftigt, weil Felix dort aufgewachsen ist. Und im Song „Nobody’s Listening“ kommt das wieder vor, weil die Situation im Mittleren Osten aus seiner Perspektive zurzeit der Situation im Nordirland seiner Kindheit reicht: Menschen werden unterdrückt und haben keine Möglichkeit sich auszusuchen, was sie mit ihrem Leben anfangen wollen. Man denkt so oft an Selbstmordattentäter, aber auch die sind einmal Kinder gewesen. Ich glaube, das ist nicht mal eine Frage der Politik, sondern das ist eine Frage der Menschlichkeit, wie man miteinander umgeht.

Schwere Themen für Jungs, die als Lagerfelds Lieblinge gelten. Sehen Sie Moke als Modeband?

Tilli:Wir werden dieses Image nicht los. Konzertbesprechungen in Holland fangen immer damit an, dass wir in unserem Karl-Lagerfeld-Anzügen auf die Bühne gekommen sind. Aber jetzt mal ehrlich: Ich habe seit Monaten keinen Anzug mehr getragen, keiner in der Band hat das. Ich trage Lederjacke und T-Shirt. Aber sie schreiben es einfach. Sie täten das immer noch, wenn ich in Badehose auftreten würde. Gute Idee übrigens, das werde ich mir merken.

Steckt nicht doch ein wahrer Kern dahinter?

Tilli:Wenn, dann vielleicht der, dass wir immer eine bestimmte musikalische Richtung mochten. Und jede musikalische Richtung hat auch ihre eigene Mode. Hardrocker sehen alle gleich aus. Und wir mögen eben Sachen aus den sechziger Jahren. So wie die Mods. Wir haben schon immer so ausgesehen, noch bevor wir die Band gegründet haben. Darüber habe ich mich heute Morgen noch mit Felix unterhalten. Das Hauptproblem ist: Wir sehen einfach so gut zusammen aus.

Das ist ja keine Sünde. Wollte deshalb Anton Corbijn Fotos von Ihnen machen?

Tilli:Corbijn fotografiert keine neuen Bands, höchstens noch die Killers. Aber ich habe ihn trotzdem angerufen. Er hat mir genau das gesagt: Keine neuen Bands. Dann fragte er: Wie heißt Ihr noch mal? Ich: Moke. Er: Hey, ich habe Euch im Fernsehen gesehen mit einer Cover-Version von Echo & The Bunnymen. Wisst Ihr was? Ich mache den Job.

Schon wieder diese Band?

Tilli:Ja, und es kommt noch besser. Wir haben das Foto, das nun das Cover unseres Albums ist, vor einem Konzert in Stuttgart aufgenommen. Er schickte uns in den Wald, wo Schnee lag. Er sagte, dass wir loslaufen sollten in einer Reihe. Nachher haben wir zwei Dinge entdeckt. Das eine: Das Foto sieht aus wie das Cover von „Porcupine“, eines der besten Alben von Echo & The Bunnymen. Und das andere: Wir laufen fast in einer die Diagonale durchs Bild – was zufällig unserem Bandlogo entspricht. Wenn das nicht genial ist, weiß ich’s auch nicht.

Moke „The Long And Dangerous Sea“ (Universal). Live: 27.5. Venlo, 3.7. Bonn