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Gegen die Fußball-WM wollen die Stars der Musikszene offenbar nicht anspielen - trotzdem ist das Live-Programm für die erste Hälfte 2010 nicht langweilig. Von Kiss über Whitney Houston bis zu Rammstein und Depeche Mode spielen zu viele, um sie alle zu nennen.

Es mag gewagt erscheinen, einen Zusammenhang zwischen einer Fußball-Weltmeisterschaft und der Üppigkeit eines Konzertkalenders herzustellen. Aber beim Blick auf die Live-Termine des ersten Halbjahres drängt sich der Eindruck auf: Viele spielen nicht, weil die anderen kicken. Eintönig wird das Konzertjahr 2010 dennoch nicht.

Die Großen

Das Gastspiel mit der größten Massenwirkung ist eine Altlast: Depeche Mode holen am 26. und 27. Februar ihre Open-Air-Konzerte in der Düsseldorfer Esprit-Arena nach, die im vergangenen Jahr wegen Dave Gahans Nierentumor verschoben werden mussten. Bei potenziell 130.000 Zuschauern an den beiden Abenden ist es verständlich, dass es noch ein paar Restkarten gibt.

Selbst heimische Bands haben das Potenzial, mehrere Abende hintereinander Arenen zu füllen, im Falle von Rammstein ist die Hoffnung auf ein Restticket vergebens: Die stromgitarrenbestückten Brachial-Lyriker haben die Auftritte am 6. und 7. Februar in der Westfalenhalle allein über ihre Webseite ausverkauft. Das reicht für 20.000 Zuschauer – und das, nachdem sie im November die Lanxess-Arena ausverkauft hatten.

Das Konzert mit der größten Spannung ist für viele das Comeback von Whitney Houston. Zum einen, weil sie so lange nicht mehr zu sehen war. Zum anderen, weil sie seit den 80ern live zwar berauscht, aber nicht berauschend war. Dieses Problem scheint nun vergessen, die R’n’B-Diva darf am 26.Mai. in Oberhausens Arena beweisen, dass es sich lohnt, mit jemandem wie ihr zu tanzen.

Es gibt zwei weitere R’n’B-Damen, die in derselben Halle Station machen: Rihanna ist die Dimension vorgedrungen, in der ihr die großen Clubs nicht mehr reichen (25.April), genau wie Alicia Keys mit ihrem Piano (13. Mai).

Einige Musiker zählen schon zu den Stammgästen der Arena Oberhausen, etwa Kiss (1.Juni), die zuletzt 2008 dort ihr Feuerwerk abfackelten. Aber schon 1996 sagte Paul Stanley den Fans „Hello Oberhausen! Your hausen is my hausen!”

Um bei den ständig Wiederkehrenden zu bleiben: Auch Tokio Hotel sind nicht zum ersten Mal in Oberhausen und werden wohl die Arena ausverkaufen (26. Februar).

Für manche heißt es Abschied nehmen: A-ha sind schon seit letztem Jahr auf der vermutlich letzten Runde, am 28. Mai wollen sie im Hockey Park in Mönchengladbach noch einmal die Fanschar zu Tränen rühren.

Und ein einziger, mutiger Star wagt es, gegen den Fußball anzuspielen: Während die die Vorrunde läuft, kommt Mark Knopfler gleich zweimal nach NRW, in die Kölner Arena (20. Juni) und die ­Arena in Oberhausen (22. Juni).

Die Aufsteiger

Noch nicht in solch großen Hallen vertreten waren Nickelback, die zuletzt in der kleineren Düsseldorfer Philipshalle spielten, nun aber die Oberhausener Arena füllen wollen (29.Januar). Sie haben Platz gemacht für die Arctic Monkeys, die am 10. Februar in der Philipshalle ein schreiendes Blitzlichtgewitter auf die Fans loslassen. Und als Indie-Hype gelten zurzeit The XX, drei blutjunge Londoner, die mit ihrem leise schrammelnden Debüt-Album „XX” so erfolgreich waren, dass sie gleich das Kölner E-Werk bespielen (27. Februar).

Man muss kein Prophet sein, um zu sagen: Manche Musiker wird man so schnell nicht mehr in einem so kleinen Club sehen. Nehmen wir Biffy Clyro, die Schotten, die sich im vergangenen Herbst zur Rockhoffnung von der britischen Insel hochgerackert haben (5. Februar, Zeche Bochum).

Eine Hausnummer höher rocken Dead By Sunrise, die zwar neu sind, aber Chester Bennington in ihren Reihen wissen, den Sänger von Linkin Park. Im Kölner E-Werk werden die Amis am 25. Februar zeigen, dass sie zwischen hart und zart zu balancieren wissen.

Die Neuen

Oder nehmen wir Aura Dione, eine Dänin, die bis Dezember bei uns völlig unbekannt war und mit „I Will Love You Tuesday (365)” gleich auf der Nummer 1 gelandet ist. Am 7. Februar spielt sie im Kölner Luxor. Ebenfalls ein Wunder mit nur einem Hit: Marit Larsen („If A Song Could Get Me You”). Sie kuschelt sich am 23. Februar in Bochums Zeche ein.

Die Festivals

Nur soviel: Rock am Ring (4. bis 6. Juni) bringt Kiss, Rammstein, Muse, Gossip, Jan Delay. Das Hurricane (18. bis 20. Juni) bringt Beatsteaks, Mando Diao, Deichkind, White Lies.

Die größten weiteren Konzerte im zweiten Halbjahr:

Silbermond (16. Juli, Bocholt), U2 10. August, Frankfurt), Area 4-Festival (Lüdinghausen, 20. bis 22. August) mit Placebo und Blink 182, Pur (4. September, Gelsenkirchen), Westernhagen (17. Oktober, Dortmund)