Wacken. .

Schwarz gekleidete Menschen, Zelte, Gitarrensound - Das beschauliche Dorf Wacken verwandelt sich zum 20. Mal in eine Festival-Stadt. Bewohner und Fans freuen sich gleichermaßen auf die Veranstaltung. Sicherheitskonzept wird vor Beginn geprüft.

An jedem ersten August-Wochenende fallen Tausende vornehmlich schwarz gekleidete Menschen in das beschauliche Dorf Wacken in Schleswig-Holstein ein. Sie campieren über mehrere Tage auf den Ackerflächen und feiern bei dröhnendem Gitarrensound. „Für viele ist das wie einmal im Jahr nach Hause zu kommen“, sagt Thomas Jensen. Der 44-Jährige hat das Wacken Open Air vor 20 Jahren begründet. Vom 5. bis 7. August findet es in diesem Jahr bereits zum 21. Mal statt. Die 75 000 Tickets sind seit Monaten ausverkauft. Nach Angaben der Veranstalter ist das Wacken Open Air das größte Heavy-Metal-Festival der Welt.

Beim ersten Festival 1990 stand Jensen mit seiner Band Skyline noch selbst auf der Bühne. Für die Sicherheit hatten er und sein Freund Holger Hübner damals einen Bekannten mit Hund engagiert, erinnert er sich. Zäune um das Gelände waren nicht nötig: Zur Premiere kamen gerade einmal 800 Besucher.

Böhse Onkelz bescherten dem Festival den Durchbruch

Auf Widerstände sei in Wacken damals niemand gestoßen. „Wir sind dort aufgewachsen, man kannte sich einfach“, sagt Jensen. In der Region habe es bereits eine „kleine Fan-Community“ gegeben. „Wir waren ganz normale Rockfans und sind mit dieser Musik aufgewachsen.“ Die große Zeit des Heavy Metal war 1990 gleichwohl bereits vorbei. „Wir haben eigentlich viel zu spät damit angefangen“, sagt Jensen. Die ersten Jahre hätten vor allem regionale Bands in dem Ort im Kreis Steinburg gespielt. „Am Anfang musste man Klinken putzen.“ Den Durchbruch habe das Festival 1996 geschafft, als mit den Böhsen Onkelz erstmals ein „großer Act“ in Wacken aufgetreten sei.

„Ab 1997 mit dem ersten Auftritt von Motorhead war das Festival etabliert“, sagt Jensen. In der Folgezeit wurde das Open Air Jahr für Jahr größer. „Wenn man an 1992 zurückdenkt, wo wir 2000 Leute hatten, ist das jetzt schon der absolute Wahnsinn.“ Vorerst sei aber kein weiteres Wachstum geplant. „Wir wollen den Qualitätsstandard und auch das Erlebnis auf einem gewissen Niveau halten“, sagt der Chef-Organisator. Das spezielle „Wacken-Feeling“ solle erhalten bleiben.

Der Großteil der Bewohner freut sich auf das Festival

Einige Wackener verkaufen im Vorgarten Bratwürste oder Getränke an die Besucher. Andere stellen Gästen Duschen zur Verfügung. „Für Wacken ist das die schönste Zeit im Jahr“, sagt der Wackener Landtagsabgeordnete Hans-Jörn Arp (CDU). Jahrelang betrieb der 57-Jährige den einzigen Gasthof im Dorf und auch den Biergarten auf dem Festivalgelände. Mittlerweile hat sein Sohn die Aufgaben übernommen.

Arp ist Mitglied im Stiftungsrat der Wacken „W:O:A“-Foundation. Die überwiegende Mehrheit der Dorfbewohner freue sich darauf, jedes Jahr Anfang August „im Auge des Hurrikans zu sitzen“, sagt er. Rund ein Fünftel der 1821 Einwohner habe einen finanziellen Vorteil von dem Festival.

Sicherheitskonzept wird nach der Loveparade-Katastrophe erneut überprüft

Auch in diesem Jahr werden die Bands in Wacken wieder bis morgens um 3.00 Uhr auf der Bühne stehen. Erstmals soll die Lärmbelastung für den Ort und die Umgebung durch Messungen untersucht werden. Trotz teilweise starken Alkoholkonsums der Besucher gab es in den vergangenen Jahren keine größeren Zwischenfälle. „Dieses Festival ist einfach peacig“, sagt Polizeisprecher Michael Baudzus. Im Gegensatz zu manch anderen Einsätzen würden die Beamten auch im dichten Gedrängel des Open Air „nicht angemacht“. Festival-Gründer Jensen führt dies auf die „starke Selbstdisziplin“ der Fans zurück, die zwar nicht alle Engel seien. „Aber an dem Wochenende sind doch alle ein Stück weit mehr bemüht.“

Dennoch - nach der Katastrophe bei der Loveparade in Duisburg überprüfen auch die Veranstalter in Wacken derzeit ihr Sicherheitskonzept. Eine ähnliche Situation wie in Duisburg sei in Wacken nicht möglich, sagt Sicherheitschef Thomas Hess. Die Veranstaltungsfläche sei offen. Eingänge könnten als Fluchtwege genutzt und die das Festival umgrenzenden Bauzäune umgekippt werden. Der Einlass werde über ein Ampelsystem geregelt. Knapp 800 Mitarbeiter werden in diesem Jahr in Wacken für die Sicherheit der 75 000 Besucher sorgen.

Metal-Kultur steht im Vordergrund

Am 4. August wird das 21. Wacken Open Air durch den traditionellen Auftritt des Musikzugs der Freiwilligen Feuerwehr Wacken eröffnet. Bis einschließlich dem 7. August lautet das Motto dann erneut „Louder than Hell“ (Lauter als die Hölle). In diesem Jahr spielen in Wacken Stars wie Iron Maiden, Slayer und Mötley Crüe. Für die Zukunft wünscht sich Jensen einen Auftritt von Metallica. Doch im Mittelpunkt stünden nicht die Top-Stars, sondern die Metal-Kultur. „Wir wollen einfach, dass es ein geiles Wochenende ist. Darum geht“s eigentlich“, sagt Jensen. (ddp)