Essen. Für seine neue Blues-Produktion zog es Joe Bonamassa in die Abbey Road Studios. Heraus kam ein routinierter Streifzug durch das Genre.
Für die Verpackung seines neuen Albums hatte der US-amerikanische Bluesgitarrist Joe Bonamassa eine so originelle wie passende Idee: Die CD „Royal Tea“ (Mascot Label Group) sieht nämlich aus wie ein überdimensionales After-Eight-Exemplar. Typisch britisch dunkelgrün verpackt und mit altertümlicher Schnörkelschrift versehen. Schön altmodisch also, nur dass der 43-Jährige seinem Publikum statt Minzschokoladenblättchen ziemlich krachige Musik serviert.
Was ja keine Überraschung ist, wenn man sich die bisherige Karriere des bienenfleißigen Virtuosen betrachtet. Seit er vor 20 Jahren die Bluesrockszene aufhorchen ließ, ist fast kein Jahr vergangen, in dem Bonamassa nicht mindestens ein Album auf den Markt brachte mit Musik, die sich schwer an britischen Genregrößen wie Jeff Beck, Rory Gallagher oder John Mayall orientiert.
Reise zu den Ursprüngen
Da lag es für ihn als Amerikaner nahe, sich mal an den Ursprung zu begeben: nach London, genauer: in die feinen Abbey Road Studios, wo die Aufnahmesessions im Frühjahr über die Bühne gingen.
Um die kompositorische und spielerische Qualität muss man sich bei Bonamassa-Produktionen ja eigentlich nie Sorgen machen. Der Mann umgibt sich mit den Besten, die die Szene zu bieten hat. Kevin Shirley (Aerosmith) gibt den Produzenten, beim Komponieren halfen Bernie Marsden („Whitesnake“), „Cream“-Texter Pete Brown und die Musikshow-Legende Jools Holland. Die Band um Nashville Basskoryphäe Michael Rhodes und den exquisiten Drummer Anton Fig legt einen solide groovenden Teppich.
Zehn Songs haben es auf das Album geschafft, es ist also keine sehr umfängliche Sammlung geworden. Aber Bonamassa kramt akribisch in den vielen verschiedenen Schubladen, die das Genre zu bieten hat. Seine Fans werden sich jedenfalls gut unterhalten fühlen von brodelndem Rock („Lookout Man“), ein bisschen Slow Blues (der Titelsong), einer schön swingenden Kostprobe („Lonely Boy“) und dem sehr folkigen Rausschmeißer „Savannah“. Bemerkenswert: Bonamassa gniedelt nicht auf Teufel komm raus endlos rum. Ziemlich oft klingt sein (noch reifer gewordener) Gesang eher nach Singer/Songwriting, bei dem die Gitarre unterstützende Funktion hat.
Verbeugung vor Edward Elgar
An den Beginn übrigens setzt Bonamassa eine ungewöhnliche orches-trale Einleitung, die an die Musik des britischen Komponisten Edward Elgar erinnern soll. Denn der machte 1931 die ersten Aufnahmen in den damals neu eröffneten Abbey Road Studios. Mit dieser charmanten Verbeugung wirkt Bonamassa ganz wie ein Gentleman.