Die Hamburger Rapperin Haiyti veröffentlicht ihr drittes Album „Sui Sui“.
Haiyti wartet seit Jahren mit einem beachtlichen Output auf. Seit 2015 gab es kein Jahr, in dem nicht mindestens ein Album oder Mixtape von ihr veröffentlicht wurde. Nun erscheint mit „Sui Sui“ ihr offiziell drittes Album. Während „Perroquet“ aus dem letzten Jahr das Niveau des Erstlings „Montenegro Zero“ nicht ganz aufrecht halten konnte, gelingt es Haiyti mit ihrem neuen Album dieses sogar zu übertreffen.
Tief in die menschliche Psyche
Der Opener „Was hast du damit zu tun?“ kommt ziemlich düster daher und stimmt auf ein Album ein, dass die dunklen Seiten des Lebens beschreibt. So singt Haiyti: „Ich bin zu high, ich trap zu tight – Sui Sui Suicide, flieg‘ ins Moonlight“.
Der „Sui Sui“ wird auch in den weiteren Liedern aufgegriffen. Haiyti blickt immer wieder hinter die glitzernden Fassaden und tief in die menschliche Psyche. Etwa in „Photoshoot“: „Photoshoot, wache auf in Louis Louis, ich bin rich, doch denk nur an Sui Sui“. An dieser Stelle ist das zwar etwas arg offensichtlich ausgefallen, doch solche sozialkritischen Ansätze finden sich subtiler auch in „Drogenfilm“. Der Track versprüht, ebenso wie „SR&Q“ und „Endorphine High“ eine wunderschöne Melancholie.
Würgegeräusche als Markenzeichen
Neben diesen düsteren Stimmungsbildern gibt es aber auch positive Songs. In denen geht es um das Leben als Gangster, Kalifornien und Südfrankreich. Unverkennbar ist dabei Haiytis Flow, im Stakkato rattert sie die Silben herunter, nur unterbrochen von den markanten Würgegeräuschen, die so etwas wie ihr Markenzeichen sind. Genauso wie die Verwendung bildhaft aufgeladener Begriffe aus verschiedenen Sprachen. Englische Wörter werden da ebenso wie französische und spanische Worte in den Text geworfen. Meistens passt das gut. Nur der Titel „Ich hab mit dem Money getalkt“ klingt etwas konstruiert. Abgesehen davon ist aber auch dieser Track, im Übrigen einer der wenigen, auf denen Haiyti ausschließlich rappt, gelungen.
Gangsterleben im Konjunktiv
Ein Highlight des Albums ist derweil die Vorabsingle „La La Land“, in diesem besingt die Rapperin die bedingungslose Liebe. Stets im Konjunktiv weckt die Wahlberlinerin da Bilder von Bonnie und Clyde, wie sie im Cabrio über den kalifornischen Highway rasen: „Für dich würd’ ich auf die Gangster schießen – pau pau pau. Wenn es sein muss stürme ich für dich in eine Bank. Trage den Diamantring an der Hand. Fahre den Fluchtwagen ins La La Land.“ Dazu gesellt sich ein äußerst lässiger Drehorgel-Beat. Statt der altbekannten Hassverbrechen im Deutschrap geht es bei Haiyti eben ganz romantisch um Verbrechen aus Liebe. Mit seinem kalifornischen Lebensgefühl ohne Sorgen und Kummer hat „La La Land“ das Potenzial zum Sommerhit.
Die Mischung aus Pop und Trap, die es auch schon auf „Montenegro Zero“ zu finden gab, bietet darüber hinaus viel Hitpotenzial. Auf „Sui Sui“ beweist Haiyti, dass sich Massentauglichkeit und Anspruch nicht ausschließen müssen. Und, dass auch Gangster gesellschaftskritisch sein können.
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Haiyti / WM Germany