Essen. Von wegen: Er hat den Blues. Dion macht aus seiner Bluesplatte ein spielfreudiges, nicht immer ganz rumpelfreies Treffen mit Freunden.

Irgendwann kehren sie alle zurück: an die Quelle, den Ursprung ihrer Musik. Das gilt auch für den hochverehrten US-Sänger Dion. Er ist ja einer der wenigen verbliebenen aktiven Rock’n’Roller der ersten Generation – und hat sein Album „Blues With Friends“ (KTBA) als selbstkomponierte Hommage an den Zwölftakter in die Plattenläden stellen lassen.

Für dieses Projekt lud sich der Mann, der vor 60 Jahren „The Wanderer“ und „Runaround Sue“ zu Welthits machte, namhafte Kollegen ins Studio. Zielsetzung der bunten Truppe: den Blues haben und trotzdem eine richtige Musiksause veranstalten.

Gniedeln mit Gibbons, Setzer, Bonamassa

Joe Bonamassa eröffnet als Gast mit einer bissigen Slidegitarre und dem Titel „Blues Comin’ On“. ZZ Top-Mann Billy Gibbons gniedelt trocken wie die Wüste bei „Bam Bang Boom“, und Brian Setzer setzt einen raffinierten Soloakzent bei „Uptown Number 7“.

Mit seinen Belmonts spielt Dion hier 2016 bei einer Show in Las Vegas.
Mit seinen Belmonts spielt Dion hier 2016 bei einer Show in Las Vegas. © imago/ZUMA Press | imago stock&people

Die Liste der beteiligten Saitenasse ließe sich noch eine Weile fortsetzen. Also ein richtiger Gitarrengipfel, bei dem Dion mit seiner inzwischen 80 Jahre alten, erstaunlich frischen Kehle die Vokalparts beisteuert. Dann und wann weitet es sich zum Duett aus (etwa „I Got Nothin“ mit Van Morrison).

Es geht auch in Richtung Jazz und Country

Und manchmal entfernt sich die Produktion auch vom Blues, geht eher in Richtung Soul, schaut swingend beim Jazz (Jimmy & Jerry Vivino) vorbei. Und Jeff Beck spielt bezaubernde Country-Licks bei dem Walzer „Can’t Start Over Again“.

Das ist alles nicht in Richtung Hochglanz produziert, sondern eher in Richtung Session. Manches Ende rumpelt, und man möchte wetten, dass bisweilen gleich die erste Aufnahme genommen wurde. Nicht schlimm. Der Spaß kommt rüber.