Der Eurovision Song Contest ist abgesagt. Eine Ahnung davon, was die Zuschauer erwartet hätte, gibt der Sampler mit allen 41 Teilnehmern.

Eigentlich wäre am Wochenende das Finale des 65. Eurovision Song Contests in Rotterdam gewesen. Eigentlich, denn die Veranstaltung wurde bekanntlich abgesagt. Kein Gewinner, keine Punktevergabe, aber auch kein Streit über fragwürdige Jury-Entscheidungen. Stattdessen im Fokus: die Musik. Und das ausgerechnet beim ESC, wo es doch eigentlich um die Show geht. Auf dem Sampler zum Eurovision Song Contest sind jedenfalls die Lieder der einzelnen Kandidaten aller 41 teilnehmenden Länder aufgelistet.

Eurovision Song Contest 2020 baut auf die typische Genre-Mischung

Und die bestehen – wie sollte es auch sonst sein – aus jeder Menge tanzbarer Electropop-Nummern und Power-Balladen. Also eigentlich alles wie jedes Jahr. Und nicht alles ist der große Wurf. Wo normalerweise die Halbfinalshows zumindest eine grobe Vorauswahl treffen, sind die 41 Lieder in ihrer Gesamtheit ein interessantes Hörerlebnis, wobei einige gelungene Popsongs darunter zu finden sind.

Das Cover zum Sampler.
Das Cover zum Sampler. © Promo | Promo

Für Irland etwa präsentiert Lesley Roy „Story of My Life“: ein Stück mit positiver Message: Sei du selbst, egal was andere sagen. Von den Balladen ragt vor allem der Schweizer Beitrag hervor: „Répondez-moi“ von Gjon’s Tears ist emotional, in einer der Landessprachen gesungen und weit weniger generisch als der Rest.

Einige Beitrage in Landessprache

Auch Ukraine setzt erstmals auf die Landessprache und schickte mit Go_A eine Gruppe ins Rennen, die traditionellen ukrainischen Schreigesang mit modernen Beats kombiniert. „Solovey“ ist auf jeden Fall eines der ungewöhnlicheren Lieder auf dem Sampler.

Für Deutschland findet sich Ben Dolic mit „Violent Thing“ auf der Platte. Der solide Popsong mit Autotune-Effekt geht aber etwas in der Masse unter. Litauens The Roop mit „On Fire“ dagegen ist ein echtes Highlight: Die markante Stimme und der rhythmische Indie-Pop ergeben einen sofortigen Ohrwurm. Das hätte durchaus Gewinnchancen gehabt.

Zyperns Song kommt aus Deutschland

In den letzten Jahren setzte Zypern auf Sängerinnen aus dem Nachbarland Griechenland. Mit Erfolg: Eleni Foureira kam 2018 auf den zweiten Platz. In diesem Jahr wählte die Mittelmeerinsel aber einen deutschen Sänger: Sandro kommt aus Heinsberg – einigen dürfte er von „The Voice of Germany“ 2018 bekannt sein.

Auch Russland wechselte die Strategie. Statt auf Pathos und Folklore zu setzen, schickten sie Little Big mit „Uno“ ins Rennen. Der Song ist kurios. Tangorhythmen, Barbiestimme und Balkanbeats: die perfekte ESC-Mischung.

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Für Fans ist die CD zwar nur ein schwacher Trost. Sie zeigt aber doch die musikalische Vielfalt Europas. Die meisten Länder haben übrigens bereits zugesichert, ihre Kandidaten im Jahr 2021 beizubehalten – dann allerdings mit neuen Songs.

Eurovision - A Tribute to Artists ...
Polystar (Universal Music)
Wertung: 4 / 5 Punkten