Nach einigen Ausflügen in andere Genres klingt Marianne Rosenberg auf „Im Namen der Liebe“ wieder so, wie sie ihre Fans lieben gelernt haben.

„Im Namen der Liebe“ also veröffentlicht Marianne Rosenberg ihr neues Album bei dem Schlagerlabel Telamo. Eigentlich hatte sich die Sängerin vor Ewigkeiten vom Schlager losgesagt und sich in verschiedenen anderen Genres, unter anderem Jazz und Chanson, ausprobiert. Doch schon 2011 fand Rosenberg mit „Regenrhythmus“ den Weg zurück. Diesen Weg setzt sie auf dem neuen Album, das zwei Tage nach ihrem 65. Geburtstag erscheint, fort.

Als Einstieg punktet der Titeltrack und Albumopener „Im Namen der Liebe“ jedenfalls mit einer flotten Melodie und guter Laune. Rosenberg singt: „Halt die Welt mal an, weil so wie es grad ist, nichts bleiben kann.“ Man kann ihr dabei durchaus politische Zwischentöne unterstellen.

„Im Namen der Liebe“ setzt auf Altbewährtes

Dagegen setzt die erste Vorabsingle „Wann (Mr. 100 Prozent)“ auf das altbewährte Konzept eines Songs über einen Mann und die Sehnsucht nach ihm. Songtexte wie „Wann, Baby, oh wann? Werden wir uns wiedersehen?“ und „Ich glaubte nie an Liebe auf den ersten Blick, doch das, was ich jetzt fühle, ist nicht normal und total verrückt“ fordern den Zuhörer nicht gerade heraus.

Das Albumcover.
Das Albumcover. © Sandra Ludewig | Sandra Ludewig

Dennoch gelingt die Reminiszenz an die alten Tage. Die große Sehnsucht nach der Liebe, das immerwährende Sujet des Schlagers, vermittelt Rosenberg auch mit 65 Jahren noch taufrisch und mit einer gehörigen Portion Leidenschaft.

Auch interessant

Dabei findet die Berlinerin auch durchaus kreative Metaphern für die Liebe. So singt sie in „Liebe ist nicht alles“ folgende Zeilen: „Liebe ist ein Fremder im Cabrio – du steigst ein, weißt nicht wohin.“ Bette Middler sang einmal, dass Liebe ein Fluss sei, der das zarte Schilf ertränke, doch das Motiv des fremden Cabriofahrers, der das lyrische Ich ins Ungewisse fährt, verbindet die Schönheit mit der Gefährlichkeit der Liebe auf ganz ähnliche Art und Weise.

Der authentische Gesang Rosenbergs trifft auf aalglatte Beats

Rosenbergs Stimme mag derweil nicht mehr ganz so fit sein wie in jungen Jahren, doch anders als die meisten ihrer Kolleginnen verzichtet sie auf eine allzu offensichtliche Nachbearbeitung. Das gibt zusätzliche Punkte auf der Authentizitäts-Skala, wirkt aber angesichts der aalglatten Deutschpopbeats gelegentlich wie ein Fremdkörper.

Der größte Schwachpunkt des Albums ist die musikalische Untermalung der zwölf Lieder. Im Großen und Ganzen ist das gesamte Soundgerüst austauschbar und beliebig. Bässe, Synthiesounds und schnelle, unkomplizierte Rhythmen beherrschen das Album. Nur gelegentlich wird es spannend, etwa in der von mediterranen Gitarrenklängen getragenen Ballade „Adriano“. Es ist tatsächlich eines der schönsten Lieder auf „Im Namen der Liebe“, das mit dem schmachtenden Refrain sommerliche Leidenschaft weckt.

Marianne Rosenberg >>
Im Namen der Liebe

Telamo (Warner)
Wertung: 3 / 5 Punkten