Das Schlager-Urgestein gibt eine Zugabe: „Weniger ist mehr – Das Akustikalbum“ liefert reduzierte Interpretationen vieler Volkslied-Klassiker.

Letztes Jahr veröffentlichte Heino „… und Tschüss (das letzte Album)“. Eigentlich hätte er seinen Abschied nicht deutlicher verkünden können: 16 Lieder besiegelten diesen vermeintlich endgültigen Schritt, doch spätestens beim letzten Track, „Dankeschön, auf Wiedersehn“ hätte man ahnen können, dass das vielleicht doch nicht alles war.

Nun erscheint ein neues Album – Heino will es noch mal wissen, zumindest ein bisschen. Denn „Weniger ist mehr – das Akustik Album“ verzeichnet in der Tat keine neuen Lieder, sondern akustische Versionen von Heinos Klassikern, in diesem Fall in erster Linie Volkslieder.

Heino findet zurück zu den Wurzeln

In jüngerer Zeit fand der 80-Jährige vor allem Freude an der Interpretation bekannter Poplieder. 2013 veröffentlichte er ein Coveralbum, auf dem er Rammsteins „Sonne“ und „MfG“ von den Fantastischen Vier neu vertonte. Auch auf dem Abschiedsalbum fand sich eine Neuinterpretation des Neue-Deutsche-Welle-Hits „Da Da Da“. Mittlerweile ist er aber wieder zum klassischen Repertoire zurückgekehrt: Auf „Weniger ist mehr“ singt Heino „Sah ein Knab ein Röslein stehen“, „Guten Abend, gute Nacht“ und „Der Mond ist aufgegangen“.

Den Akustikaspekt des Albums nimmt Heino indes sehr ernst. Seine sonore Stimme ist stets im Vordergrund, oft nur untermalt von einer Akustikgitarre. Das vermittelt ein bisschen das Gefühl eines Großvaters, der für seine Enkel musiziert. Gerade jetzt zur Adventszeit ein passendes Album, um eine heimelige Stimmung im Wohnzimmer aufkommen zu lassen, während der Weihnachtsbaum gemeinsam geschmückt wird.

Metallischer Klang

Dabei gelingt Heino die eigene Interpretation, die Lieder kommen unaufgeregt und entspannt daher. Heinos Bariton ist immer noch unverkennbar. Nur manchmal, etwa in „Letzte Rose“, merkt man ihm doch an, dass er die höheren Töne nicht so einfach erreicht. Gelegentlich schwingt ein metallischer Klang mit, der im reduzierten Songgerüst deutlich auffällt.

Weniger ist mehr – das gilt auch für das Album-Cover.
Weniger ist mehr – das gilt auch für das Album-Cover. © Sony | Promo

Das ist schade, trübt es doch den insgesamt hochwertigen Eindruck der Produktion. Dafür bieten einige Lieder musikalische Abwechslung. Neben der Akustikgitarre überrascht der eine oder andere Instrumenteneinsatz: So besingt Heino in „Mein irisch Land“ zur Melodie von „Danny Boy“ die grüne Insel. Statt auf ausgelutschte Klischees zu setzen, unterstreichen Panflöten die melancholische Musik und sorgen so für das gewisse Etwas.

Ein Abschied auf Raten

17 Lieder und ein Medley aus 50 Jahren „ZDF Hitparade“ komplettieren „Weniger ist mehr“. Aber hat es diese Platte gebraucht, ein Jahr nach dem „letzten“ Album? Licht ins Dunkel bringt Lied Nr. 14, „La Paloma“, eine Variante des gleichnamigen Welthits. Dort singt Heino über die Schwere, die ein Abschied mit sich bringt: „La Paloma ade — Abschied nehmen tut weh“. Selten fühlt man sich Heino so nah wie in diesem Moment. Vorbei wird es aber auch mit diesem Album nicht sein, schon im kommenden Jahr geht der Sänger auf Tour – und singt diesmal zu klassischer Musik, untermalt von einem Orchester. Heino-Fans müssen also noch lange nicht Abschied nehmen.

Heino >> Weniger ist mehr
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Wertung: 4 / 5 Punkte