Essen. Das Klavier-Festival Ruhr startet seinen Vorverkauf so früh wie nie: Karten fürs Klangfest mit vielen Jubilaren gibt es ab Samstag, 5. Dezember. Im kommenden Jahr wird das Festival unter anderem den Jahrestagen Rechnung tragen. Motto: „Europäische Orchester-Dialoge, Bach, Schumann & Chopin”.
Auch wenn das Klavier-Festival Ruhr in vielerlei Hinsicht für Superlative (das größte seiner Art) gut ist oder anderweitig Ausnahmestatus (komplett finanziert durch Sponsoren und Eintrittsgelder) genießt: An prägenden Jahrestagen der Musikwelt kommen auch Intendant Franz Xaver Ohnesorg und sein Team nicht vorbei. So steht der kommende Festival-Jahrgang ganz im Zeichen der Altvorderen. Dass sich mit Robert Schumann und Frédéric Chopin der Geburtstag zweier Romantiker par excellence zum 200. Mal jährt, spiegelt sich ebenso im Programm, das ab jetzt druckfrisch vorliegt – und für das man ab Samstag, 5. Dezember, so früh wie nie zuvor Karten kaufen kann – wie der 260. Todestag von Übervater Johann Sebastian Bach.
"Europäische Orchester-Dialoge, Bach, Schumann & Chopin”
Dementsprechend ein langes, fast schon sperriges Motto: „Europäische Orchester-Dialoge, Bach, Schumann & Chopin”. Vom 8. Mai bis 23. Juli 2010 sind zwar mit 57 Konzerten bei insgesamt 66 Veranstaltungen an 17 Orten etwa zehn Konzerte weniger als im Vorjahr angesetzt. Der Reigen der Interpreten jedoch, darunter das Festival-Debüt des britischen Tenors Ian Bostridge oder der Bochumer Auftakt mit Jean-Yves Thibaudet und dem WDR-Sinfonieorchester unter Semyon Bychkov, lassen wieder auf hochkarätige Interpretationen hoffen.
Falls man am Rande versteckt seufzen mag, dass gerade Schumann und Chopin Garanten für viel allzu Bekanntes im Programmheft sind, wandert der Blick schon wieder auf die spannenden Projekte dieser Kulturhauptstadt-Ausgabe des Vorzeige-Festivals des Reviers. Wenn der bereits erwähnte britische Papst der Liedgestaltung, Ian Bostridge, mit dem Pianisten Julius Drake am 6. Juni in Essen Hans Werner Henzes „Sechs Gesänge aus dem Arabischen” im Gepäck hat, fügt sich das glücklich in den Henze-Schwerpunkt der Kulturhauptstadt. Den treibt Dirigent Peter Ruzicka am 24. Juni in Gelsenkirchens Musiktheater voran. Mit den Bochumer Symphonikern, dem Pianisten Christopher Tainton und Alexander Schütz (Flöte) gibt es dann Henzes Kammerkonzert für eben diese Besetzung sowie dessen 2. Klavierkonzert. Zwischendurch „Erholung” im Streicher-Bad mit Richard Strauss' „Metamorphosen”.
Höchster Standarad bei der Interpreten-Auswahl
Für die „Europäischen Orchester-Dialoge” haben sich so interessante Gesprächspartner wie die Academy of St. Martin in the Fields mit Murray Perahia oder Ivo Pogorelich mit der Polnischen Kammerphilharmonie Sopot angesagt. Stuhl-Wechsel gibt es bei der Staatskapelle Berlin (1. Juli). Andris Nelsons dirigiert dabei Daniel Barenboims Traditionsorchester, während der Chef selbst Solist bei beiden (!) Klavierkonzerten von Chopin ist. Schumann mit Rudolf Buchbinder oder Herbert Schuch. Kammermusik des Geburtstagskinds mit Elena Bashkirova und dem Erlenbusch-Quartett, einen Liederabend mit Juliane Banse, den der grandiose András Schiff begleitet (29. Mai). Arcadi Volodos und der immer wieder tief berührende Grigory Sokolov, der neuen Preisträger des Festivals, stehen für gewohnt höchsten Standard der Interpretenauswahl. Dass Städte wie Wuppertal, Düsseldorf oder Köln wieder mit im Boot sitzen, zeigt nur erneut: Das Klavier-Festival Ruhr gehört zu den großen Imageträgern auch über die Region hinaus.
Education, Jazz-Line und andere Extras:
Der Preisträger des Klavier-Festivals Ruhr 2010, Grigory Sokolov, ist im kommenden Jahr zum 14 Mal zu Gast an der Ruhr. Der gebürtige Leningrader zählt zu den wenigen ganz Großen seines Fachs, der technische Brillanz und intellektuelle Durchdringung seines Repertoires wundersam und dabei stets vollkommen unprätentiös vereinigt.
Natürlich gibt es auch wieder die „Jazz Line” des Festivals. Mit von der Partie sind erneut Chick Corea, am 19. Juli in Essens Grugahalle, aber auch Simon Nabatov und der Hornist Arkady Shilkloper mit der WDR Big Band (11. Mai in Hamm) oder Helen Schneider (26. Juni) sowie Stammgast Till Brönner beim Abschlusskonzert am 23. Juli in Recklinghausen.
Das Education-Programm wird ebenso fortgesetzt. Neue Kooperationen mit dem Essener Museum Folkwang (im neuen Chipperfield-Bau) oder mit der Folkwang-Hochschule zeigen eine wünschenswerte Vernetzung wichtiger Institute der Region mit dem Festival.