Berlin. . 43 Songs aus der gleichnamigen TV-Sendung finden sich auf „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert Vol. 6“ – gesungen von sieben Interpreten.

Das Format wird scheinbar nicht langweilig. Die Liedertauschbörse „Sing meinen Song“ befindet sich auf dem TV-Sender Vox in diesem Jahr bereits in der sechsten Runde, Sonderausgaben nicht mit eingerechnet.

Das Prinzip ist schnell erklärt: Mehr oder weniger erfolgreiche deutsche Popmusiker treffen sich für mehrere Abende und interpretieren die Songs der jeweils anderen. Gedreht wird, aus Gründen, die sich nicht durch ein Übermaß an Plausibilität hervortun, in Südafrika. Die Rolle des Gastgebers fällt dabei in jeder Staffel jemand anderem zu, in der aktuellen Show-Saison (noch bis 25. Juni immer dienstags zur Prime Time) ist es Michael Patrick „Paddy“ Kelly.

Mit ihm singen die Deutschpop-Promis Jeanette Biedermann, Johannes Oerding, Wincent Weiss, der Belgier Milow, der deutsch-spanische Sänger Álvaro Soler und die Metal-Chanteuse Jennifer Haben. Dass die Songs, die sie interpretieren, nicht mit einer TV-Ausstrahlung alleine abgefrühstückt sind, sondern begleitend auch als (Doppel-)Album (43 Songs!) erscheinen, hat Tradition und ergibt Sinn. Mit dem Erscheinungstermin zur Halbzeit der Staffel beinhaltet das zwar musikalische Spoiler auf noch nicht gezeigte Folgen, aber wer echter Fan des Formats ist, legt Wert auf Vollständigkeit. (Alternativ gibt es eine Light-Version mit nur 15 ausgewählten Titeln.)

Nun liegt der Clou der Show natürlich darin, dass jeder die Songs der anderen in seinem individuellen Stil interpretieren soll. Dieses Prinzip leidet allerdings ziemlich darunter, dass im Deutschpop die Individualität aktuell nicht besonders großgeschrieben wird. Anders gesagt: Ob nun der Pop-Jüngling Wincent Weiss zu sanften Gitarrenakkorden die Liebe besingt oder Patrick Kelly („Ich tanze leise“) und Milow („Musik sein“) das an seiner Stelle tun, ist herzlich egal.

Ein paar Überraschungen sind dabei

Im Vorbeirauschen vermengen sich viele der 43 Titel zum akustischen Popballaden-Einheitsbrei. Positive Überraschungsmomente gibt es aber trotzdem. Und nicht mal wenige: Aus gedroschenem Symphonic-Metal wird sphärischer Elektropop (Johannes Oerding mit Jennifer Habens „Heart Of A Hurricane“). Álvaro Soler macht Wincent Weiss’ pathetisches „An Wunder“ mit Ukulele und Bläsern zum Schunkler. Jeanette Biedermann entpuppt sich als patente Kneipen-Rockerin, wenn sie den Kater-Song „Nie wieder Alkohol“ von Johannes Oerding interpretiert. Was an rauchiger Stimme fehlt, macht sie mit lässig genuschelter Aussprache à la Lindenberg wett.

Umgekehrt wird aus Biedermanns im Original recht gewollter Poprock-Nummer „Rock My Life“ durch Oerdings Coverversion eine schöne Alternative-Rock-Ballade – und ist damit beileibe nicht der einzige Song, an dem das Ohr nachhaltig hängen bleibt

Sing meinen Song – Das Tauschkonzert. Vol. 6
Music for Millions (Tonpool)
Wertung: 4 / 5 Punkten.