Berlin. . Auf „Between The Earth And The Stars“ bewegt sich Bonnie Tyler in ihrer Komfortzone aus Power-Pop, Rock und Country – das aber auf hohem Niveau.

Andere müssen ein Leben lang die Filterlosen rauchen. Bei Gaynor Hopkins alias Bonnie Tyler war es hingegen eine Stimmband-OP in den 1970er-Jahren, die ihr das auf dem Marktplatz der Popmusik so wichtige Alleinstellungsmerkmal bescherte. Seit damals klingt das, was aus der Kehle der Britin kommt, als hätte man es jahrelang im gebeizten Eichenfass geräuchert und dann noch mal kurz durch den Schornstein gejagt.

Dauerbrenner in Karaokebars

Mit der unnachahmlich heiseren Powerstimme sang Tyler sich durch Klassiker wie das schunkelige „It’s A Heartache“ (1978), den 1980er-Knaller „Holding Out For A Hero“ und die Über-Ballade „Total Eclipse Of The Heart“. Letztere ist vermutlich der am häufigsten angewählte Titel in Karaokebars auf dem gesamten Erdball. Und das sind nur die wirklich großen Hits. Auch abseits der Chartspitzen gab es da noch genug. Nur eine lange Pause legte Bonnie Tyler in der Karriere nie ein. Die gute Frau veröffentlicht seit mehr als 40 Jahren ohne nennenswert große Abstände oder Brüche neue Musik. Tapfer (er-)trug sie in den 1980er- und frühen 1990er-Jahren Föhnfrisuren und Outfits aus der Styling-Hölle. Gut gelaunt holte sie im Jahr 2013 für Großbritannien den 19. Platz beim Eurovision Song Contest. Ironiefrei sang sie zur großen Sonnenfinsternis über Nordamerika im August 2017 auf einem Kreuzfahrtschiff den Aushänge-Song „Total Eclipse“. Kurz: Bonnie Tyler ist ein Entertainment-Profi – und das mit vollem Elan.

Das Albumcover zu „Between The Earth And The Stars“.
Das Albumcover zu „Between The Earth And The Stars“. © unbekannt

Sie steht damit in der Riege der Evergreen-Popstars neben Kollegen wie Bryan Adams oder Rod Stewart. Und gemeinsam stehen sie für eine spezielle Form der soliden und wertkonservativen Unterhaltung, mit der alle zufrieden sind: der Konzertveranstalter, weil genug Tickets verkauft werden. Die Plattenfirma, weil die Zielgruppe noch auf physische Tonträger setzt. Die Künstler, weil sie tun, was sie am besten können. Und nicht zuletzt das Publikum, weil es weiß, was es kriegt. Dass auf einer neuen Platte – im Fall von Bonnie Tyler ist es immerhin das 17. Studioalbum ihrer Karriere – dann nichts mehr wirklich „neu“ klingt, stört keinen.

Ungebremste Energie

Die 14 Songs auf „Between The Earth and The Stars“ bewegen sich im klassischen Bonnie-Tyler­Kosmos zwischen Power-Pop, Rock und Honkytonk-Country und haben Allerwelts-Titel wie „Missing You“ oder „Let’s Go Crazy Tonight“. Das bevorzugte Tempo ist treibend – man hört das Publikum direkt mitklatschen und auf den Boden stampfen. Aber natürlich gönnt man den Fans auch so manche Ballade („Seven Waves Away“, „Older“). Zur Energie und zur Whiskey-Stimme von Tyler passen die schnellen Nummern, die meist um eingängige Gitarrenriffs aufgebaut sind, natürlich besser. Bei den Schmacht-Stücken lässt sich der Drang, der Dame vielleicht ein Halsbonbon zu geben, dagegen nur schwer bändigen.

Die Freude, mit der Bonnie Tyler ihre neue Platte aufgenommen hat, hört man dem Werk aber durchaus an. Vor allem dann, wenn sie mit langjährigen Kollegen um die Wette singt, etwa mit Rod Stewart („Battle Of The Sexes“) oder mit Francis Rossi von Status Quo auf „Someone’s Rockin’ Your Heart“.

Bonnie Tyler: Between The Earth and The Stars
erscheint am 15. März auf earMUSIC (Edel). Wertung: 4 von 5 Punkten.

Live zu sehen ist Bonnie Tyler am 4. Mai in Köln (Musical Dome), sowie am 31. Mai in Dortmund (Westfalenhalle). Karten erhalten Sie hier.