Duisburg. . Bei den „Einstürzenden Neubauten“ um Blixa Bargeld scheint noch immer alles möglich. Im TaM feiern die Fans eine Reise in die Achtziger.
- Die Band um Blixa Bargeld hört sich immer noch so an wie in den Achtzigern
- Das feieren die überwiegend männlichen Fans beim Konzert in Duisburg mit
- Unverändert unberechenbar und deswegen unverändert frisch klingt jeder Song
Ob das Theater am Marientor die richtige Location für die Experimental-Musiker von „Einstürzende Neubauten“ ist, diese Frage war mit Blick auf einen komplett bestuhlten Saal mit wenig Platz für Bewegung durchaus berechtigt. Allerdings nur bevor die Band am Mittwoch ihren ersten Ton spielte, denn mit ihr (Gründungsjahr 1980) sind auch ihre überwiegend männlichen Fans gealtert, die in Bandshirts und seltsamen Outfits gekommen waren, da kamen die vielen Sitzplätze ganz gelegen. Jeder Song der „Greatest Hits“-Zusammenstellung wurde mit frenetischem Jubel gefeiert, nicht wenige murmelten die abgedroschenen Texte leise mit.
Unverändert unberechenbar war aber die sechsköpfige Band um Dreh-und Angelpunkt Blixa Bargeld. Die Musik kann getrost als „kontrolliertes Chaos“ bezeichnet werden, generell spielte die Band viele meditative Ostinato-Figuren, Star und wichtigstes Element waren Blixa Bargeld und seine Texte. Visuell beeindruckend das Sammelsurium von selbstgebauten Percussion-Instrumenten, gespielt von N.U. Unruh und Rudolf Moser. Ein Schleifstein gespielt mit Schlagzeugbesen zum Beispiel, oder eine Wanne voller Metallstücke, die bei Bedarf lautstark zu Boden fielen und akustisch einem martialischen Regenmacher glichen. Wikipedia verrät, dass Unruh sein Drumset einst wegen Geldsorgen verkaufen musste und die Band auf Schrott und Alltagsgegenstände auswich.
Musik ist schwer einzuordnen
Die zwei Nightliner hinter dem Theater sprachen dafür, dass die selbstgebaute Percussion eher aus Image- als aus Geldgründen immer noch auf der Bühne steht. Leider übertönte die ohrenbetäubende Lautstärke der Blechkonstrukte immer wieder die Harmonieinstrumente und den Gesang.
Die Musik der Neubauten war, wie vor Jahr und Tag, nur schwer einem Genre zuzuordnen. Sicherlich irgendwie im Dunstkreis vom Krautrock, waren am Mittwoch vor allem die „professionalisierte Amateurhaftigkeit“ von Schlagwerk und Gesang Ankerpunkte der Show. Auch nach so vielen Jahren Bandgeschichte nicht in feste Patterns und Licks zu verfallen, klang jeder Song frisch, scheinbar war alles möglich.
Texte klingen nach Helge Schneider
Über jeden Zweifel erhaben waren Alexander Hacke am Bass, Jochen Arbeit an der Gitarre und Felix Gebhardt an den Tasten, die nicht nur das harmonische Grundgerüst schufen, sondern auch für eine Struktur im Percussion-Durcheinander sorgten. Textlich kamen die eingefleischten Fans voll auf ihren Geschmack, grade die mitgeschleppten Freundinnen und Ehefrauen runzelten bei manchen Zeilen die Stirn, verständlicherweise. Sätze wie „Die verlorenen Gegenstände ziehen ruhig ihre Bahnen“ klingen zwar nach Helge Schneider, waren aber bierernst gemeint.
So oder so, ein ganz natürliches High erlebten die Fans im TaM allemal, die Reise in die Achtziger entpuppte sich als voller Erfolg.
>> KONZERTWOCHE IM TAM
Nach den Auftritten der „Waterboys“ und der „Einstürzenden Neubauten“ geht es mit Konzerten zur Zeit Schlag auf Schlag im plüschigen Musical-Theater am Marientor.
Am Sonntag, 19. November, öffnet sich der Vorhang für Max Mutzke mit seiner Band Monopunk (wie berichtet). Dann stehen auch seine Hits zum Mitsingen auf dem Programm.