Ausnahmsweise darf sich eine Band über die Zuschauer beschweren. Zum Glück lässt sich die US-Rockgruppe um Frontmann Billy Corgan nicht beirren
Oberhausen. "Der nächste Song ist perfekt für eine Be- erdigung" - abgesehen davon, dass Billy Corgan, der kahlgeschorene Kopf der US-Rockband The Smashing Pumpkins, sonst sehr selten und dann nur ganz wenig zu den Fans spricht, hat die Aussage zunächst kaum einen der nur 4000 Zuschauer in der Oberhausener Arena irritiert: die "Kürbisse" mögen nun einmal die düsteren Klänge, ob brachial-krachig oder voller Welt- und Herzschmerz. Corgan war aber längst nicht fertig: "Der Song ist perfekt für eine Be- erdigungsfeier wie diese hier." Sagte es, und spielte weiter.
Ziemlich frech, der Corgan, im Sinne von Kunde und König und so. Doch die Smashing Pumpkins haben alles mögliche getan, um aus dem Auftritt einen sehr guten zu machen. Einen Auftritt, der einen dauerhaften Eindruck hinterlässt.
In den knapp zweieinhalb Stunden (!) - andere Bands sitzen da längst im Flugzeug - nahm sich die Gruppe aus Chicago viel Zeit, die Bandbreite ihres Schaffens von Anfang der 90er Jahre bis heute abzubilden. Doch nicht nur das: Sie interpretierten Stücke neu, sie experimentierten - genau das hat ihnen den Status der sehr außergewöhnlichen und international gefeierten Rockband ja erst eingebracht.
Mit Akustik-Versionen, sowohl des Klassikers "1979" als auch des aktuellen "That's The Way (My Love Is)", gewährte der Frontmann den Kollegen Verschnaufpausen, um Jimmy Chamberlin (Schlagzeug), Ginger Reyes (Bass), Jeff Schroeder (Gitarre) und Lisa Harriton (Keyboard) dann heftig anzutreiben. Schräg und bisweilen anstrengend, und damit schon wieder typisch für Corgan: das Solo beim abschließenden "United States". Denn aus dem dichten, bombastischen Klangwerk, aus dem Trommlerfeuer, aus Tappings und Rückkopplungen ragte plötzlich die verzerrte US-Hymne heraus. Großartig.
Die Resonanz blieb dürftig. Trotzdem hatten die "Kürbisse" Glück, denn vorne hörten sie nicht, worüber die Fans hinten plapperten. Die Themen reichten von der Silversterplanung (im Februar!) bis zu Schminkterminen. Grausam. Und es passte ins Bild, dass viele vorzeitig gingen.
Gesittet, sitzend, gesetzt: Es wirkte, als hätten viele der Zuschauer ihren Zugang zum Rock zwischen Job und Kindern verloren. Aber lieber so, als wären die Smashing Pumpkins gar nicht erst gekommen.
Wegen eines für das Konzert in Oberhausen unzumutbaren Fotovertrages mussten wir von einer eigenen Bildberichterstattung absehen.