Essen. 1984 erschien das glorreiche Debüt-Album der Ärzte, die sich seitdem wie kaum eine andere deutsche Band um unsere Sprache verdient gemacht haben. Zum Jubiläum präsentieren wir die 25 besten Reime aus 25 Jahren.
Der BVB wird 100, Batman 70 und der Ford Capri 40. Doch das wirklich wichtige Jubiläum ist 2009 ein anderes: Vor 25 Jahren veröffentlichten die Ärzte ihr Debüt-Album „Debil”, das den Grundstein für eine Karriere legte, die außergewöhnlich zu nennen längst gewöhnlich geworden ist.
Oft werden die Berliner als beste Band der Welt bezeichnet, doch tatsächlich sind sie auch die beste Band Deutschlands. Nur wenige wortgewaltige Landsleute – Joachim Ringelnatz, Heinz Erhardt und Robert Gernhardt fallen einem spontan ein – haben sich so um unser Reimwesen verdient gemacht wie Farin Urlaub, Bela B. und ihre wechselnden Bassisten. Gut, auch die ausufernden Konzerte, die schicken T-Shirts und die lustigen Videos mögen eine Rolle gespielt haben, doch müsste man die Genialität des Trios festnageln, würde man beim skalpellscharfen Reim landen (hiermit wurde auch der presserechtlich vorgeschriebenen Pflicht zum medizinischen Wortspiel in Ärzte-Artikeln genüge getan). Daher würdigen wir das Silberjubiläum mit einem wahren Poesiealbum, das die 25 besten Reime von „Debil” bis heute umfasst.
Pennäler-Humor oder Sponti-Sprüche
Vorausschicken sollte man, dass die Ärzte der Anfangszeit aus lyrischer Sicht auf Nummer sicher gingen. Die Reime waren durchschlagend, orientierten sich aber oft an Pennäler-Humor (siehe Nr. 22) oder Sponti-Sprüchen (Nr. 13). Nach der Pause von 1989 bis 1993, die im Rückblick mikroskopisch kurz wirkt, wagten sie sich mit Erfolg an komplexere Reimtechniken. Gibt es etwas Schöneres als einen Reim, der auf dem Papier gar nicht zu funktionieren scheint, aber in der passend zurechtgesungenen Form mitten zwischen die Augen trifft? Beste Beispiele dafür sind die Nr. 9 (ein schamloses Eigenlob des in dem länglichen Land geborenen Bassisten Rod) und natürlich der Reimlexikon-Sprenger auf Platz 1.
Sonderpunkte für Originalität und Virtuosität bekommt die Nr. 4, eine Kombination aus halbem Schüttelreim („Es klapperten die Klapperschlangen/bis ihre Klappern schlapper klangen”) und Zeugma („Ich schmeiße eine Runde und Sie raus”). Weiteres Ergebnis der Generaluntersuchung: Während sich selbstreferentielle Rockstar-Reime durch beide Schaffensperioden ziehen (Nr. 6 und 3), beschränken sich die berühmten Mädchennamen-Songs (Nr. 23 und 15) auf die 80er Jahre. Das ist kein Wunder, denn damals waren Namen noch echte Namen und luden zum Reimen geradezu ein. Merke: Celine-Cheyenne wird vielleicht mal ein nettes Mädchen, aber nie Hauptdarstellerin eines Popsongs.
Und nun – ohne weiteres Auf-die-Folter-spannen – die besten Reime, die die Ärzte je ersannen: