Essen. Operation Walküre, der viel diskutierte Film um das Stauffenberg-Attentat ist in den Kinos angelaufen. Ab Freitag steht die passende Musik in den Regalen: Hollywood und die musikalische Aufarbeitung von Kriegsdramen – ein schmaler Grat zwischen aufdringlichem Pathos und packendem Feingefühl.

Filmmusik von John Ottman: Operation Walküre.
Filmmusik von John Ottman: Operation Walküre. © Unbekannt | Unbekannt





John Ottman ist es gewohnt Heldengeschichten zu erzählen. Der kalifornische Komponist erhob zuletzt häufiger bei Comic-Verfilmungen den Taktstock: „X-Men“, „Fantastic Four“ – treibende Musik, gerne stilistisch überzeichnet und mit heroischen Akzenten versehen. Für die Neuverfilmungen der Superman-Reihe bewegt sich Ottman zurzeit wieder im knallbunten Marvel-Universum.

Ottman als Maestro für die Vertonung des grauen Stauffenberg-Dramas „Operation Walküre“ zu verpflichten erscheint wie ein Versuch, dem stagnierenden Genre der musikalischen Kriegsdramen mit neuen Ideen auf die Sprünge zu helfen. Clint Eastwoods aufdringlich-kauzige Klang-Collage zu „Flags of our Fathers“ oder die pathetische Brühe von Titanic-Komponist James Horner für „Windtalkers“ sind Beweise dafür, dass historische Vertonungen längst keine Selbstläufer sind.

Geschickt variiert, dauerhaft fehlt die Tiefe

Ottmans Beitrag zu "Operation Walküre" ist dem früheren gemeinsamen Wirken mit Regisseur Bryan Singer geschuldet: Gemeinsam werkelten sie bereits am grandiosen Thriller „Die üblichen Verdächtigen“ – Ottmans Filmmusik trug damals maßgeblich zum schleichenden Suspense bei.

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Doch „Operation Walküre“ ist eine andere Art des Thrillers, die es zu erzählen gilt: Und der neue Tom-Cruise-Film beginnt mit dem markanten Thema „They’ll remember you“ überaus viel versprechend. Mit einem melodischen Streicherensemble und weiblicher Chorunterstützung wurden zwar konventionelle Mittel gewählt, aber die überaus geschickt variiert. Dabei spielte Ottman die Musik gemeinsam mit dem Rundfunkorchester Berlin und der Sopranistin Lior Rosner ein. Deutsche Textpassagen ermöglichen CD-Hörern und Kinobesuchern akustisch den Einstieg in Stauffenbergs Geschichte während der finsteren Nazi-Diktatur.

Was folgt, sind orchestrale Variationen mit Streichern und Perkussions, die die Bedrohlichkeit einfangen, ohne dabei spürbare Akzente zu setzen. Und das ist letztlich das große Manko: Ottmans Musik wirkt austauschbar. Feinfühlige Tiefe, wie sie etwa John Williams bei „Schindlers Liste“ nahezu perfekt kreierte, wird bei "Operation Walküre" nur spärlich aufrechterhalten. Eine dichte atmosphärische Orchesterarbeit, die sich näher an den Qualitäten des packenden Hauptthemas orientiert, hätte wohl verhindert, dass dem Score am Ende ein wenig die Luft ausgeht.


Operation Walküre – Das Stauffenberg-Attentat, Original Motion Picture Soundtrack, Varese Sarabande / Colosseum, Preis: ca. 16 Euro, Erscheinungstermin: 23. Januar 2009


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