Berlin/Manchester. Alter Stil mit modernen Gitarren- und Schlagzeugpassagen: So hört sich das neue Album der Chemical Brothers an. Tanzbar, aber wenig überraschend.
Sie haben es wieder getan. Jede Menge House, eine gute Dosis Funk, eine kleine Prise Techno, dazu treibende Beats, skurrile Sounds und überraschende Gastsänger: Dies ist das bewährte Rezept auch auf dem neuen Album der Chemical Brothers. "Born in the Echoes" bietet einen frischen Mix aus dem knallbunten Stil-Cocktail des britischen DJ- und Produzenten-Duos. Selbst wenn die großen Zeiten hinter den zwei Ex-Historikern aus Manchester zu liegen scheinen.
Tom Rowlands und Ed Simons rühren abermals ein eingängiges, teilweise jedoch auch schräges Programm an. Bei den ganz tiefen, wummernden Rhythmen, die Hits wie "Hey Boy Hey Girl" (1999) oder "Galvanize" (2005) weltbekannt machten, halten sie sich ein wenig zurück.
Synthesizer, Bass und Schlagzeug
Fünf Jahre nach dem letzten Longplayer "Further" (2000) gibt es zwar erneut energisches Gestampfe mit unerwarteten Akzentwechseln, verzerrten Acid-Tönen und futuristisch-heiterem Gequieke aus dem Synthesizer. Allerdings werden mitunter sogar die Abgeh-Passagen mit dezenten Gitarren sowie echtem Bass und Schlagzeug gewürzt.
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Diese Verbindung aus kalkuliertem Futter für die Tanztempel und eingestreuten Schmankerln für Anhänger anderer Genres bleibt das Markenzeichen der Chemicals. Ebenso wie die Beteiligung illustrer Gäste, die das Elektro-Potpourri auf ihre eigene Art interpretieren. So ist auf der neuen CD etwa US-Rapper Q-Tip dabei, der schon bei früheren Projekten mitgemischt hatte. Die Singer-Songwriter-Fraktion kommt ebenfalls zum Zuge: St. Vincent haucht persönliche Einsichten ins Mikro, die walisische Glücksfee Cate Le Bon bringt den Titelsong gesanglich in Form, Indie-Ikone Beck darf die Platte beschließen.
Trends sind schwer zu setzen
Musikalisch bewahren viele Anspielungen (oder ironische Seitenhiebe?) auf diverse Richtungen die Kreativität der englischen Dance-Päpste. Sie beherrschen auch leise und humorige Töne - im leicht schlüpfrigen "Taste of Honey" summt nicht nur der Sampler, sondern auch die Biene. Zur Entspannung zwischendurch werden sphärische Klänge serviert.
Doch macht so viel Vielfalt nicht auch etwas orientierungslos? Einige Sound-Collagen wirken recht langatmig, wirklich neue Trends sind nach all dem Geleisteten nur noch schwer zu setzen. Der Club-Gemeinde dürfte das herzlich egal sein: Geht es "nur" ums Tanzen, kann den Chemical Brothers weiter wohl niemand so leicht das Wasser reichen. (dpa)