Essen. . „Planet der Affen: Revolution“ läuft in den Kinos an. In den Wäldern rund um San Francisco kämpfen die beiden Spezies um Land und Vorherrschaft. Die Trickeffekte sind grandios, es fallen alle Grenzen. In den Zügen des Affenanführers Caesar meint man tatsächlich Schauspieler Andy Serkis zu erkennen. Und auch sonst überzeugt der Film.

Vermutlich war der französische Autor Pierre Boulle schon überrascht genug, als Hollywood seinerzeit seinen 1963 erschienenen satirischen Roman „Der Planet der Affen“ zur Grundlage von gleich fünf erfolgreichen Kinofilmen machte. Zwischen 1969 und 1973 musste Boulles Szenario einer verkehrten Welt herhalten, um so ziemlich alle Probleme jener Tage abzuhandeln – von nuklearer Angst bis hin zu Rassismus und Revolution.

Auch nach Boulles Tod lebte sein Stoff weiter. Erst versuchte sich Tim Burton 2001 an einem Remake des Originalfilms und scheiterte daran. 2011 dann zeigte der britische Regisseur Rupert Wyatt viel mehr Einfühlungsvermögen, als er in dem enorm erfolgreichen „Planet der Affen: Prevolution“ die Geschichte wachsender Affen-Intelligenz auf den Punkt Null zurückführte.

Auf höchstem technischen Niveau gedreht

Die grandiose Animation der Primaten jenes Films anhand eines Performance-Capture-Verfahrens, bei dem die Schauspieler mit ihren Tierfiguren förmlich verschmelzen, wurde nun für „Planet der Affen: Revolution“ noch einmal feingetuned.

In dem Film von Matt Reeves („Cloverfield“) fallen alle Grenzen, meint man in den Zügen des Affenanführers Caesar tatsächlich jenen Schauspieler Andy Serkis (siehe Interview auf der Seite „Kultur“) zu erkennen. Auf höchstem Niveau tricktechnischer Möglichkeiten also erzählt der Film nun die Geschichte eines Konflikts, der uns in den Gesetzmäßigkeiten seines Ablaufs gegenwärtig sehr vertraut ist.

Die Handlung spielt zehn Jahre nach den Ereignissen von „Prevolution“: Nur wenige Menschen haben den Virus überlebt, der damals von Alzheimer-Forschern freigesetzt wurde. Die Affen, die größtenteils die Erinnerung an die Quälerei in den Laboratorien der Menschen mit sich herumschleppen, wähnen den Homo sapiens für längst ausgestorben. Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans haben sich in friedlicher Gemeinschaft in die Hügel nördlich von San Francisco zurückgezogen, wo sie in einer Art mittelalterlicher Dorfstruktur leben.

Tatsächlich aber halten sich Menschen bereits ganz in ihrer Nähe auf, hat sich eine gar nicht mal so kleine Schar in den Ruinen von San Francisco eingerichtet. Was ihnen droht, ist der Wegfall auch der letzten zivilisatorischen Annehmlichkeiten, denn die Dieselvorräte gehen zur Neige, eine Energieversorgung wird bald schon nicht mehr möglich sein.

Der rettende Stausee grenzt an das Affengebiet

Rettung verspricht ein Stausee, der allerdings genau an das Affengebiet grenzt. Der sanfte Ingenieur Malcolm (Jason Clarke), ein guter Mensch vom Scheitel bis zu Sohle, wird gemeinsam mit Freundin Ellie (Keri Russell) und Sohn Alexander (Kodi Smit-McPhee) losgeschickt, um das Terrain zu erkunden. Dass man dort tatsächlich mit Affen verhandeln muss, daran hat bis dato keiner geglaubt. Malcolm aber, den die Primaten mit zaghaft benutzter Sprache in Erstaunen versetzen, erkennt sofort die Notwendigkeit einer künftigen sicheren Koexistenz zwischen Mensch und Affe.

Auch interessant

Er glaubt daran, und Caesar möchte gern daran glauben, aber auf beiden Seiten gibt es Kriegstreiber. Bei den Menschen ist das der Waffennarr Dreyfus (Gary Oldman), der seine ganze Familie verloren hat, bei den Affen Koba (Toby Kebell), der die Schrecken der Labore noch im narbigen Kopf mit sich herum trägt.

Regisseur Reeves tut sein Bestes, um am Beispiel von Mensch und Primat all die komplexen Schwierigkeiten aufzuzeigen, die einem vernünftigen Miteinander im Wege stehen können. Denn so aufrecht wie Malcolm hier die Affen um den Zugang zum Stausee anfleht, so sehr erinnert uns das an alte Western, in denen man die Vorzüge der Eisenbahn preist, nur um den Untergang der Indianer zu beschleunigen.

Der Affe Caesar hat solche Filme offenbar gesehen, denn am Ende spürt man seine Melancholie, wenn er sich endgültig von Malcolm verabschiedet, der ihm zu einer Art Bruder geworden ist. Die Einsicht von wenigen, sie wird auch hier untergehen in einer von Männern gelenkten Maschinerie des Hasses. Vielleicht ist das der Grund, dass Frauen in diesem Film eine fast peinlich anmutende untergeordnete Rolle spielen.

Wertung: vier von fünf Sternen