Essen.. Die Unternehmensberater Frank Öllers (Devid Striesow) und Kai Niederländer (Sebastian Blomberg) sollen für ihren Konzern weltweit neue Standorte erschließen – die beiden gehen dabei skrupellos und zynisch vor. In der grotesken Komödie “Zeit der Kannibalen“ führte Johannes Naber Regie.
Der deutsche Film kann nicht nur Komödie, er tut sich nur ein bisschen schwer damit. Wo das Problem genau liegt, lässt sich gut an „Zeit der Kannibalen“ aufzeigen. Der neue Film von Johannes Naber („Der Albaner“) wagt sich thematisch in den brisanten Bereich der wirtschaftlichen Größenwahns und lehnt sich damit aus dem Fenster, dass er zwei gänzlich unsympathische Typen ins Zentrum der Erzählung stellt.
Zynisch, abgebrüht und keimfrei sauber, das sind Frank Öllers (Devid Striesow) und Kai Niederländer (Sebastian Blomberg). Die beiden Männer arbeiten seit sechs Jahren im Team als Business Consultants. Von Hotelzimmern aus steuern sie im Dienste einer übergeordneten Agentur die Geschicke von Firmen und beeinflussen damit ganze Industriezweige. Menschlicher Faktor spielt in diesem Geschäft keine Rolle. Wer nicht billigst produziert, ist ganz schnell ausgebootet.
Auch interessant
Öllers und Niederländer fühlen sich unantastbar, erst recht als ihnen mit Bianca März (Katharina Schüttler) eine neue Kollegin zugeteilt wird. Die wirkt zwar auf den ersten Blick aus hartem Holz, offenbart aber Anflüge von moralischem Skrupel, was höhnisch quittiert wird. Als aber März erklärt, dass sie im Firmenauftrag die Männer zu beurteilen hat, verschieben sich die Verhältnisse.
Hauptfiguren bleiben Karikaturen
Es wird nicht die letzte überraschende Wendung sein, mit der Stefan Weigls Drehbuch in der zweiten Hälfte die Spannungsschrauben fester zu ziehen beginnt. Zur inneren Konfliktlage zwischen den drei Hauptfiguren gesellt zunehmend aggressiv eine äußere Gefahrenlage, denn jenseits des Hotelkomplexes (man befindet sich in Lagos) entfesselt sich ein Bürgerkrieg, und er kommt immer näher. Bis am Ende die Masken fallen und schiere Todesangst die Szenerie beherrscht, ist es jedoch ein weiter Weg von nur gerade einmal 90 Minuten. Die erscheinen bisweilen recht lang, weil der Film keine klare Linie verfolgt.
Einerseits will er einen Berufsstand entzaubern, dessen Akteure gottgleich über andere Leute Schicksal befinden, doch er zeichnet die Hauptfiguren lediglich als Karikaturen, verweichlicht und neurotisch, im Leben gescheitert. Ihr geschäftliches Handeln bleibt vornehmlich in Behauptungen stecken; entlarvende Einblicke in die Mechanismen von Trouble Shooting und Equity-Methode, wie sie Christian Petzolds „Yella“ ermöglichte, gibt es hier nur in Schlagzeilenformat. Es geht eben nicht ums Geschäft, sondern was es aus den Leuten macht.
Überzeichnungen bis ins Lächerliche
Trotz der Überzeichnungen bis ins Lächerliche hinein ist der Film im Kern eine Psychostudie über die Gier nach Geld, Karrieredünkel als Handlungsmotor und Macht als Instrument für Weltflucht. Beharrlich klammern die Männer jegliche Ereignisse außerhalb ihrer Hotelzimmer aus; die Frau äußert sich zwar anders, bleibt aber auch stets im inneren Kreis. Was angesichts des minimalen Budgets eine notwendige Drehbuchkonstruktion ist, denn die Handlung bleibt auf drei Zimmer (zwei Suiten und ein Konferenzraum) beschränkt.
Und wenngleich die Kamera in dieser Raumknappheit Beachtliches leistet, im Gesamtwurf wirkt der Film wie die Adaption eines Theaterstücks in der Tradition von David Mamet („Glengarry Glen Ross“) oder Neil LaBute („In the Company of Men“). Schauspielerisch wird Großes geboten, aber das Wort bekommt entschieden zu viel Vorrang gegenüber dem Bild zugesprochen. Wertung: 3 von 5 Sterne