Essen.. In „Muppets Most Wanted“ spielen die berühmten Stoffpuppen zum zweiten Mal auf der Kinoleinwand groß auf und nehmen den emsigen Hollywood-Betrieb parodistisch aufs Korn. Das Erwartungsniveau bleibt zwar flach, doch genau das überzeugt. Mit von der Partie sind viele Gastauftritte hochkarätiger Stars.
Fortsetzungen sind nie so gut wie das Original – nach ihrem erfolgreichen Kino-Comeback vor drei Jahren halten die Muppets in ihrem neuen Kinoabenteuer den Ball also auf flachem Erwartungsniveau und punkten damit umso treffsicherer. Das Autorenteam Nicholas Stoller und James Bobin, der auch Regie führte, geht in „Muppets Most Wanted“ zurück zu den Wurzeln des Muppet-Mythos und das ist gut so. Amy Adams und Jason Segel, die im Vorgängerfilm geradezu penetrant im Vordergrund standen, sind jetzt gar nicht mehr dabei.
Die Puppenfiguren sind wieder die Attraktion im Geschehen und nutzen schon zum Auftakt die Chance für die Entfaltung ihrer Schrullen mit einer hinreißend ironischen Musicalnummer, in der nicht weniger als der komplette Hollywood-Betrieb eine Torte ins Gesicht bekommt; Muppets inklusive.
Einer ist nicht mehr genug
In der „Muppet-Show“ gab es pro Folge jeweils einen Gaststar. Fürs Kino erhöhte man jetzt die Schlagzahl.In „Muppets Most Wanted“ geben sich u.a. die Ehre: Amerikas Crooner-Legende Tony Bennett, Celine Dion, Lady Gaga, der Komiker Zach Galifianakis, Ray Liotta, Chloë Grace Moretz, R’n’B-Sänger Usher Raymond, James McAvoy, Til Schweiger und Oscar-Preisträger Christoph Waltz.
Ganz ohne menschliche Mitspieler geht es allerdings auch nicht und so eröffnet die eigentliche Handlung mit dem scharfzüngigen englischen Komiker Ricky Gervais in der Rolle des schmierigen Dominic Badguy, der sich den Muppets als Agent für eine Europatournee andient. Die Aussicht auf Ruhm in der alten Welt löst allerseits Euphorie aus, denn niemand ahnt, dass Badguy die rechte Hand des weltweit gesuchten Verbrechers Constantine ist.
Parodistische Spaßveranstaltung
Es kommt noch schlimmer: Constantine, ein durch und durch ruchloser Frosch, ist aus einem russischen Gulag entflohen und hat sich in Berlin an Kermits Stelle bei den Muppets eingeschlichen, während Kermit von der Polizei aufgegriffen und als vermeintlicher Constantine zurück ins Gulag überführt wurde. Constantines Plan ist es, mit den Muppets bestimmte Metropolen anzulaufen und dort Artefakte abzugreifen, die den Schlüssel zu Kronjuwelen in London liefern.
Im Prinzip ist das ein Gauner-Einbrecher-Stoff, wie er in den 60er-Jahren mit Filmen wie „Topkapi“, „Arabeske“ oder „Top Job – Diamantenraub in Rio“ im Kino populär war. Der neue Muppets-Film macht daraus eine parodistische Spaßveranstaltung im Stile von Rowan Atkinsons „Johnny English“-Agentenpossen mit aberwitzigen Intrigen um Doppelidentitäten.
Nicht immer zünden die Gags, was auch an den menschlichen Co-Akteuren liegt. Während Ty Burnett sich als witzige, sagenhaft selbstverliebte Inspektor-Clouseau-Variante einbringt, ist Tina Feys Gulag-Kommandantin nur eine blasse Kopie von Cate Blanchetts wilder Russin aus dem letzten Indiana-Jones-Film.
KinoAnspielungen auf die Populärkultur
Ganz anders die Muppets, die mit respektlosen Personality-Sketchen und dem gewohnt spitzfindigen Humor zur Form alter Showtage aus dem Fernsehen auflaufen. Wenn während einer Massenflucht aus dem Gulag die Fliehenden im Suchscheinwerfer einfrieren, ist das eine superbe Hommage an das LP-Cover des Albums „Band on the Run“ von Paul McCartney und den Wings.
Erwachsene werden an solchen und vielen anderen Anspielungen auf die Populärkultur sicherlich mehr Spaß haben als Kinder, die diesen Film zuvorderst wegen seiner Slapstick-Verfolgungen gut finden werden. Geschäftlich ist das zweifellos riskant, aber es ist eine erfrischende Alternative zu den schlichten Bespaßungsstrategien der Schlümpfe oder Alvin & the Chipmunks.
Wertung: Vier von fünf Sternen