Berlin. Begabung, Ruhm und Erfolg sind keine Garanten des Glücks. Davon erzählt der brasilianische Regisseur Bruno Barreto in der dramatischen Liebesballade “Die Poetin“ mit packender Eindringlichkeit.
Die Liebe zwischen zwei Frauen - das wird im Kino nur selten thematisiert. Eine der bekannten Ausnahmen der vergangenen Jahre ist das mehrfach ausgezeichnete Drama «Aimée und Jaguar» mit Maria Schrader und Juliane Köhler in den Hauptrollen, inszeniert vom deutschen Regisseur Max Färberböck. Ihm folgt nun sein brasilianischer Kollege Bruno Barreto. Der stellt in «Die Poetin» eine lesbische Liebesballade in den Mittelpunkt, mit der australischen Starschauspielerin Miranda Otto und der in Brasilien populären Glória Pires in den Hauptrollen.
Feinfühlig und basierend auf wahren Begebenheiten erzählt der Film die dramatische Geschichte der US-amerikanischen Dichterin Elizabeth Bishop (Otto) und der brasilianischen Architektin Lota de Macedo Soares (Pires). Die zwei Frauen lernen sich 1951 kennen. Elizabeth kommt nach Brasilien, um eine Schaffenskrise zu überwinden, und lernt die Architektin Lota kennen. Sie verlieben sich, das Paar durchlebt und durchleidet rund fünfzehn stürmische Jahre voller weniger Hochs und vieler Tiefs. Elizabeth bekommt als Dichterin wichtige Auszeichnungen, wie den Pulitzer Preis, Lota wird weltberühmt durch den von ihr entworfenen Flamengo Park in Rio de Janeiro. Doch privat dominiert mehr und mehr Düsternis.
Bilder orientieren sich an Edward Hopper
Der sensibel inszenierte Film orientiert sich optisch an den berühmten Gemälden des Malers Edward Hopper. Dessen farbintensive Bilder gelten als noch heute vielsagende Zeugnisse der zunehmenden Vereinsamung in der sogenannten westlichen Welt in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Wie Hoppers Bilder, so sind auch die des Films von satter Schönheit. Doch es ist eine vergiftete Schönheit: überall lauert Traurigkeit.
Die Hauptdarstellerinnen Miranda Otto und Glória Pires bewegen sich mit geradezu traumwandlerischer Sicherheit durch die Szenerie. Allen Überschwang der Emotionen und jeden Moment der Verzweiflung gestalten sie mit fesselnder Authentizität. Man hat als Zuschauer oft den Eindruck, wirklich mitten im Geschehen zu sein. Die Intensität des Schauspiels sorgt dafür, dass wohl viele im Publikum häufig zum Taschentuch greifen.
"Über die Kunst des Verlierens"
Dabei ist der Film erstaunlich frei von sentimentalen Momenten. Inszenierung und Darstellung setzen nicht auf Kitsch, sondern auf Wahrhaftigkeit. So werden beispielsweise psychische Probleme, wie etwa der Alkoholmissbrauch von Elizabeth, schonungslos offenbart. Auch die Dialoge schwelgen nicht in poetischen Floskeln, sondern weisen geradezu sachlich auf das Hauptproblem des Paares, ein Problem, das viele Menschen bedrängt: die Schwierigkeit, sich dem anderen rückhaltlos zu offenbaren und hinzugeben.
Im brasilianischen Original heißt der Film, angelehnt an ein berühmtes Gedicht von Bishop, «A Arte de Perder» («Über die Kunst des Verlierens»). Der bittersüße Schlüsselsatz des Films heißt denn auch «Die Kunst des Verlierens studiert man täglich». Eine traurige Wahrheit wohl vieler Liebesgeschichten. (dpa)