Essen. . Beim ersten Teil von „Nymphomaniac“ konnte von Provokation keine Rede sein. „Nymphomaniac – Teil 2“ entspricht schon eher den Erwartungen an einen Lars-von-Trier-Film. Simplen, fast schon offensichtliche Provokationen haben im Film durchaus Methode.
Von Provokation konnte beim ersten Teil von „Nymphomaniac“, Lars von Triers „opus magnum“ über die Leiden einer selbstbewussten Frau, kaum die Rede sein. Was der Regisseur in seiner typischen Art als Porno angekündigt hatte, erwies sich als fast schon spielerische Huldigung einer selbstbestimmt gelebten Sexualität. Wenn etwas an der Geschichte der Nymphomanin Joe irritierte, dann war es die Leichtigkeit, mit der von Trier die ersten Stationen ihres Lebens Revue passieren ließ. So viel Witz und Unbeschwertheit hatte man dem Regisseur von „Antichrist“ und „Melancholia“ gar nicht mehr zugetraut.
Erwartungen werden erfüllt
„Nymphomaniac – Teil 2“ entspricht schon eher den Erwartungen an einen von-Trier-Film. Joe, die nun auch in den Rückblenden von Charlotte Gainsbourg verkörpert wird, hatte am Ende des ersten Teils ihre Fähigkeit zum Orgasmus verloren. So beginnt eine andere, extrem beklemmende Suche nach Erfüllung, deren düstere Wendungen auch die teils bizarren, teils erhellenden Abschweifungen ihres Zuhörers Seligman (Stellan Skarsgård) nicht mehr mildern können. Das Stationendrama einer einzelnen Frau weitet sich zum Panorama einer Welt, die in Schmerz und Wut, in Gewalt und Perversionen versinkt.
Von Trier setzt dabei auf altbekannte Reizthemen, sei es nun Rassismus und politische Korrektheit oder Pädophilie. Doch diese simplen, fast schon offensichtlichen Provokationen haben durchaus Methode. Im ersten Augenblick mag man seine Techniken von sich weisen. Aber seine exquisit komponierten Bilder wirken auf faszinierende Weise nach. Sie lassen einen nicht los und werfen zwangsläufig die Frage auf, wie viel von Joe in einem selbst steckt.
Wertung: vier von fünf Ster nen