Essen. . Es steht schlecht um die Welt, zehn Generationen nachdem Adam aus dem Paradies vertrieben wurde und Kain an seinem Bruder Abel den ersten Mord des Menschengeschlechts beging: Mit „Noah“ verbindet Darren Aronofsky eine spektakuläre Episode aus dem Buch Genesis mit psychologischem Tiefgang.
Lang ist es her, dass es eine Geschichte aus dem Alten Testament als großen Bibelfilm im Kino gab. Mit „Noah“ legt Darren Aronofsky nun ein Epos vor, das eine besonders spektakuläre Episode aus dem Buch Genesis als schauprächtigen Blockbuster mit psychologischem Tiefgang aufzäumt. Schließlich wird nicht einfach bloß die Erde ertränkt, dafür wären Regisseure wie Michael Bay oder Roland Emmerich wohl naheliegender gewesen. Aronofsky möchte vermitteln, wie es im Innern des Mannes ausgesehen haben könnte, der zu entscheiden hatte, wer im Sinne des Schöpfers in die rettende Arche steigen darf und wer draußen seine letzte Schwimmstunde nehmen muss.
Es steht schlecht um die Welt zehn Generationen nachdem Adam aus dem Paradies vertrieben wurde und Kain an seinem Bruder Abel den ersten Mord des Menschengeschlechts beging. Kains Nachfahren (wo kamen die überhaupt her?) machten sich die Erde untertan, plünderten sie aus, erfanden Waffen und aßen Tiere.
Die Nachkommen von Adams drittem Sohn Seth hingegen lebten ökologisch wertvoll in Zelten und ernährten sich von Pflanzen. Die anderen aber hinterließen wohl den bleibenden Eindruck, weshalb Noah, der mit seiner Frau Naameh (Jennifer Connelly), zwei erwachsenen und einem halbwüchsigen Sohn sowie dem adoptierten Mädchen Ila durch die Lande streift, nach einer Untergangsvision die Mission zur Rettung der guten Welt auf sich nimmt.
Trailer machte Appetit
Nach Zwiesprache mit seinem Großvater Methuselah (Anthony Hopkins) beginnt Noah mit dem Bau einer Arche. Hilfe bekommt er von den Beobachtern, steinernen Giganten, die tatsächlich gefallene Engel sind. Zehn Jahre später ist das Schiff fast fertig. Vögel, Reptilien und Säugetiere kommen paarweise herbei und werden mittels Kräuteraromen für die Reise in Schlaf versetzt. Allerdings rückt auch Tubal-Cain (Ray Winstone) an, der das Jahrzehnt für Waffenproduktion nutzte und auch gern in die Arche möchte. Es kommt zum ungleichen Kampf und als für Noah alles aussichtslos erscheint, bricht die Flut los.
Der Trailer zum Film macht seit Januar Appetit auf apokalyptisches Spektakel, wenn gigantische Geysirfontänen aus dem Innern der Erde hervorbrechen und den Weltuntergang einläuten. Dummerweise dauert das im Trailer länger als nun im fertigen Film; ein Zeichen filmischer Fabulierfreude ist das nicht gerade. Dem folgt eine halbe Stunde an Bord des Schiffes, in der Noah herausfindet, dass Ila (Emma Watson) von seinem ältesten Sohn Shem (Douglas Booth) schwanger ist, was düstere psychologische Konflikte heraufbeschwört. Denn eigentlich hatte Noah des Schöpfers Willen so begriffen, dass auch sein Geschlecht ohne Zukunft sei und deshalb auszusterben habe.
Nur die Dinos fehlten
Russell Crowe spielt Noah mit enormer physischer Wucht, das Land um ihn herum sieht aus wie ein „Mad Max“-Film ohne Autos und die gefallenen Engel erinnern an die Riesen in „Wo die wilden Kerle wohnen“. Einmal wird die Schöpfungsgeschichte nacherzählt und wenngleich die Worte alttestamentarisch sind, die Bilder arbeiten dem Evolutionsgedanken Darwins zu, sparen aber die Dinosaurier aus.
Vielleicht sucht Aronofsky auch nur den Schulterschluss zwischen Kreationisten und dem Halbgötterkult moderner Superheldenfilme. Die Vision eines zornigen Gottes, der den Reboot der Schöpfung mit Massenmord herbeizwingt, ist im Jahre 2014 ein gelinde altmodischer Blickwinkel.
Wertung: drei von fünf Sternen