Essen. In „Monuments Men - Ungewöhnliche Helden“, der nun in den Kinos anläuft, macht sich ein Trupp von US-Offizieren 1943 auf den Weg nach Europa, um Kunstwerke in Sicherheit zu bringen. George Clooney spielt die Hauptrolle und führt Regie. Wie brisant das Thema ist, zeigt der Kunstfund im Fall Gurlitt.
Eigentlich sollte man meinen, dass der Zweite Weltkrieg keine Geheimnisse mehr besitzen kann angesichts einer Flut von Dokumentationen. Und doch war da plötzlich 2009 (deutsch erst 2013) dieses Buch mit dem Titel „Monuments Men“, das doch noch mit einem unbekannten Kapitel aufwartet.
Denn noch niemand hatte sie zuvor geschrieben, die Geschichte jener Gruppe von Amerikanern, die sich 1943 auf den Weg in die Kampfzonen Europas machten, um die bedeutendsten europäischen Kunstwerke vor der Plünderungsmaschinerie der Nationalsozialisten in Sicherheit zu bringen. Aber auch, um die eigenen Streitkräfte darüber aufzuklären, dass ihre Bombenteppiche möglicherweise unschätzbares Kulturgut vernichten könnte.
George Clooney sah darin sofort auch einen aufregenden Kinostoff. Und da dieser so überaus gut aussehende Schauspieler seit langem schon auch als Drehbuchautor, Regisseur und Produzent einen guten Namen hat, wird aus solchen Gefühlsregungen dann manchmal sehr schnell ein Film.
Clooney, als Regisseur bekannt für sein Interesse an vorwiegend politischen Stoffen („Good Night, and Good Luck“), verspürte hier möglicherweise eine Chance, mal wegzukommen von den schweren Themen, witterte womöglich gleich schon ein Buddy Movie höchst ungewöhnlicher Art. Und auch die Beziehung zur nahen Gegenwart ist in diesem Zusammenhang ja nicht zu verachten, denn die Probleme mit Beutekunst und mit versteckter Raubkunst – siehe den Fall Gurlitt in München – dauern bis heute an.
Ein kleiner Trupp aus Architekten und Museumsleitern
Das Ergebnis sieht tatsächlich so aus, als hätten bewährte Kriegsfilmklassiker wie „Das dreckige Dutzend“ oder „Gesprengte Ketten“ sich hier mit „Ocean’s Eleven“ vereinigt, um einem Haufen unbekannter Helden ein Denkmal zu setzen. Alles in dem Drehbuch von Clooney und seinem Produktionspartner Grant Heslov läuft nach bekanntem Schema ab: Zunächst wird die ursprüngliche Hundertschaft der Monuments Men auf glorreiche Sieben reduziert, dann beginnt Hauptdarsteller Clooney als Kunsthistoriker Frank Stokes mit dem Aufspüren seiner Kunstspezialisten.
Sein kleiner Trupp aus Architekten, Museumsleitern und sonstigen Sachverständigen ist schnell gefunden, die prominente Besetzung von Matt Damon über Bill Murray bis John Goodman erlaubt schnelle Identifikation.
An einen Film aber, der dem Thema auch nur annähernd gerecht werden könnte, mag man zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr recht denken. Bereits beim Casting schien man darauf bedacht, nach bewährter Genremanier körperliche Gegensätze zu verpflichten, um schon daraus fröhlich Kapital zu schlagen. Das allein aber reicht Clooney noch nicht, er schweißt gerade die Gegensätze zu Pärchen zusammen, die er dann in verschiedene Richtungen schickt, nach Brüssel, Paris oder Deutschland.
Mehr und mehr bestätigt sich so mit der Zeit der Eindruck, dass es hier weniger um die Kunst selbst geht als um die Profilierung der einzelnen Charaktere. Dramaturgische Defizite tun sich da lediglich bei der von Cate Blanchett gespielten Französin Claire Simon auf, die als unschätzbar wichtige Informantin lange Zeit einfach vergessen wird.
Ein bisschen zu viel Hollywood am Ende des Films
Möglicherweise war es ursprünglich wirklich ein Anliegen Clooneys, die Geschichte dieser größten aller Schatzsuchen zu erzählen. Doch irgendwann mag ihm aufgegangen sein, dass er mit einem hauptsächlich in Deutschland gedrehten Film über Kunst und Kultur an den amerikanischen Kinokassen eine Bruchlandung erleben könnte. Vielleicht sieht der Film deshalb so aus, wie er nun ist: Am Ende auch noch mit einem so sicher nie stattgefundenen Wettlauf gegen Hitlers Vernichtungswahn und einer russischen „Trophäen Schwadron“, die vorrangig Kunst nicht retten, sondern erbeuten will.
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Eine Szene aber bleibt tatsächlich haften, weil sie in ihrer vibrierenden Spannung wunderbar gelungen ist: Da besuchen zwei der Monuments nach dem Krieg einen vermeintlichen Bauern (Justus von Dohnányi), früher ein hohes SS-Tier, sitzen scheinbar gemütlich mit ihm beim Café, während die verdächtig vielen Gemälde um sie herum sich allmählich immer deutlicher als gestohlene Meisterwerke zu erkennen geben. Als würden sie leben.
Wertung: 3 von 5 Sternen