Paris. Die Schauspielerin Marine Vacth wurde über Nacht zum Star. Die 23-Jährige war das Ereignis der Filmfestspiele von Cannes. Kollegen beschreiben sie als “Mischung aus Zerbrechlichkeit und Stärke“ - ihre Rolle eines Mädchens aus gutem Haus, das sich ohne Not prostituiert, wurde jetzt wieder aktuell.
Es war, als hätte allein sie geahnt, dass dieser Tag ihr Leben völlig verändern würde. Auf einmal strömen Tränen über das Gesicht des blendend schönen Starlets, das in einer weißen Robe über den roten Teppich des Festspielpalasts von Cannes schreitet. Es ist der 16. Mai 2013, wenige Minuten vor der Uraufführung des Films „Jung & schön“.
Kaum jemandem ist der Name der jungen Frau ein Begriff, die der Regisseur François Ozon da einen Augenblick lang schützend an sich drückt. Zwei Stunden später aber wird Marine Vacth, von Publikum und Kritik als neuer Stern am Firmament der französischen Kinos gefeiert, in aller Munde sein.
Film löst heftige Debatte aus
In Cannes ging „Jung & schön“ leer aus. Doch Marine Vacth, die in dem in dieser Woche in Deutschland angelaufenen Film die Hauptrolle der 17-jährigen Schülerin Isabelle spielt, die sich ohne Not als Callgirl verdingt, wurde bis zuletzt als Mitfavoritin für die Goldene Palme als beste Darstellerin gehandelt: bestechend ihre Natürlichkeit vor der Kamera, verführerisch die grazile Perfektion ihres Körpers, fesselnd die melancholische Distanziertheit ihres Spiels.
In Frankreich hat „Jung & schön“ für einigen Wirbel gesorgt, platzte der Film doch mitten in eine höchst kontroverse Debatte über die Prostitution. Ein Gesetzentwurf sieht vor, den Besuch von Prostituierten künftig mit einer Geldbuße von 1500 Euro zu bestrafen. Dagegen haben im Oktober prominente Intellektuelle „im Namen der Freiheit“ mobil gemacht, was wiederum den hell lodernden Zorn der Feministinnen hervorrief.
Vor diesem Hintergrund trifft Ozons Film der Vorwurf, keinen Standpunkt zu beziehen und keine Erklärung dafür zu liefern, warum eine Minderjährige aus gutem Haus sich zur Hure macht. Ein Publikumserfolg wurde „Jung & schön“ trotzdem. Und Marine Vacth über Nacht zu einem umschwärmten Star. Kritiker feiern die 23-Jährige, die nie Schauspielunterricht nahm und zuvor nur als Nebendarstellerin in drei Filmen auftrat, als Naturtalent.
Fragen zum Privatleben bleiben unbeantwortet
Wobei sich die junge Frau dem Rummel um ihre Person konsequent entzieht. Auf mondänen Veranstaltungen lässt sie sich so gut wie nie sehen und in Interviews bleiben Fragen zu ihrem Privatleben unbeantwortet. Bewusst oder unbewusst nährt Marine Vacth dadurch jene Aura der Unnahbarkeit, die ihr bereits François Ozon attestierte.
„Marine strahlt eine Mischung aus Zerbrechlichkeit und Stärke aus. Sie hat eine Tiefgründigkeit, etwas Unfassbares, das mich sofort an Charlotte Rampling erinnerte“, erklärt der Erfolgsregisseur seinen Impuls, ihr die Rolle der Isabelle anzutragen. Weitere Gründe dürften freilich die Bilderbuchschönheit und die erfolgreiche Mannequinkarriere von Marine Vacth sein. Bei ihr konnte Ozon im Vorhinein sicher sein, dass sie die zahlreichen Nacktszenen in „Jung & schön“ nicht in Verlegenheit bringen würden.
Ein Objekt vieler Männerfantasien
Als sehr zurückhaltend, aber selbstständig und zielbewusst beschreibt sie eine Modelkollegin, die lächelnd hinzusetzt: „Marine ist nicht zufällig Trägerin des braunen Gürtels in Karate!“ Aber wohin die Zielstrebigkeit der schlagkräftigen Schönen führen wird, an der sich derzeit ebenso viele Männerfantasien entzünden wie 1966 an Catherine Deneuve in dem Kultfilm „Belle de Jour“, ist noch ein Geheimnis. Über künftige Filmprojekte nämlich schweigt sich die 1990 in Lyon geborene Marine Vacth aus.
Nur zwei Dinge scheinen sicher: dass sie mit Angeboten überhäuft wird. Und laut Boulevardpresse soll auch feststehen, dass Vacth, die schon mit 15 als Fotomodel arbeitete, im kommenden Frühjahr Mutter wird. Der Vater ihres ersten Kindes ist angeblich der bekannte Modefotograf Paul Schmidt.