Mit «Waltz with Bashir» setzte Ari Folman neue Maßstäbe im Animationsfilm. In «The Congress» lässt der israelische Regisseur nach und nach reale Schauspieler zu animierten Figuren werden - in einer beklemmenden Zukunftsvision. „The Congress“ – wenn sich ein interessanter Denkansatz vertändelt.

Der Schauspieler als digitales Abbild seiner selbst ist längst Wirklichkeit in Hollywood. Wie sonst wären Gollum, Avatar oder Benjamin Button denkbar gewesen? Filmautor Ari Folman geht für seine neue Regiearbeit „The Congress“ noch weiter und konfrontiert Schauspielerin Robin Wright mit einem Pakt von faustischen Dimensionen.

Denn mit 40 ist Robin Wright kein Star mehr. Die glänzende Hollywood-Karriere verschenkte sie zu Gunsten künstlerischer Ansprüche, wie ihr Agent Al (der sehr gealterte Harvey Keitel) ungeschminkt vorwirft. Aber nun winkt eine Wiedergeburt am Leinwandhimmel. Robin muss sich dafür scannen lassen und darf fortan nie mehr für Film und Bühne tätig sein. Sie lässt sich darauf ein, weil die fürstliche Entlohnung dazu dienen soll, Robins Sohn von einer Erbkrankheit zu heilen und vor der Erblindung zu retten.

Frei nach Stanislaw Lems Science-Fiction-Roman „Der futurologische Kongress“ greift Ari Folman fünf Jahre nach „Waltz with Bashir“ nun das zynische Geschäftsgebaren Hollywoods an. In der ersten Hälfte gelingt ihm das auf Spielfilmebene auch sehr gut. Keitels hinterlistiger Agent und Danny Huston als mephistophelischer Studioboss buhlen smart und glatt um die völlige Vereinnahmung und Verfügbarkeit des Künstlers und triumphieren.

Was folgt, ist schierer Unsinn. Unvermittelt springt Folman 20 Jahre in die Zukunft und wechselt die Form vom Real- zum Zeichentrickfilm, um den gealterten Star in einem Luxushotel auf Kollegen und Halbwesen treffen zu lassen. Außerdem laufen Revolutionäre auf, zu denen auch Robin Wrights Tochter gehört. Stilistisch ist das eher am psychedelischen Zeichenstil der 60er-Jahre angelegt, vermutlich war dieser Ansatz preiswerter als eine glaubwürdige Zukunft in Digitalgestaltung. Nur einmal sieht man Robin Wright als ewig junge Actionkriegerin, doch auch hier reicht Folmans Vision nicht über Standards hinaus. Ein interessanter Denkansatz, eine berechtigte kritische Auseinandersetzung mit dem Filmgeschäft vertändelt sich in bunten Bildern und Melodramatik. (ues/dpa)

Wertung: zwei von fünf Sterne