München. Zwei Freunde entdecken in «Drei Stunden» ihre Gefühle füreinander und stehen vor der alles entscheidenden Frage: Liebe oder Selbstverwirklichung? Ein Sommerfilm aus München.

Es sind die immerwährenden Fragen: Freiheit oder
Sicherheit? Selbstverwirklichung oder Liebe? Aus diesem Konflikt hat
der Regisseur und Absolvent der Münchner Hochschule für Fernsehen und
Film (HFF), Boris Kunz, sein Langfilm-Debüt gemacht. «Drei Stunden»
erzählt eine etwas unkonventionelle Liebesgeschichte. Mann trifft
Frau, Verliebtheit, Konflikt, Traumhochzeit - so funktioniert Kunz'
Film nicht. In «Drei Stunden» werden die beiden Hauptfiguren zuerst
einmal beste Freunde.

Martin (Nicholas Reinke) und Isabel (Claudia Eisinger) lernen sich
kennen, weil Isabel, eine hartnäckige Idealistin und
Umweltaktivistin, den Gästen in dem Restaurant am Münchner
Viktualienmarkt, in dem Martin kellnert, ein schlechtes Gewissen
macht. Haben Sie mal über die Gefahren von genmanipuliertem Gemüse
nachgedacht? Trotz - oder gerade wegen - der anfänglichen Reibereien
werden die beiden beste Freunde. Isabel unterstützt Martin bei dem
Theaterstück, das er schreibt. Martin hört sich Isabels Liebes- und
Leidensgeschichten an.

Liebe seines Lebens

Als Isabel sich entscheidet, nach Afrika zu gehen, fällt es Martin
wie Schuppen von den Augen: Isabel ist die Liebe seines Lebens. Kurz
bevor seine Traumfrau verschwindet, gesteht er es ihr. Und obwohl die
junge Frau jahrelang von diesem Moment geträumt hat, hat sie jetzt
eigentlich keine Lust mehr, ihren Lebenstraum vom Retten der Welt
aufzugeben.

Zu spät, Martin, zu spät! Dann aber wird ihr Flug
verschoben und Isabel kommt ins Grübeln. Sie fährt zurück nach
München und drei Stunden, bevor sie ihren Rückweg zum Flughafen
antreten muss, treffen sich die beiden vor Martins Haustür. Zeit für
die Entscheidung: Liebe oder Freiheit?

Wann ist der richtige Zeitpunkt für die Liebe? Wann muss man
zurückstecken und eigene Ziele aufgeben? Die Fragen, die Kunz in
diesem Film aufwirft, sind durchaus existenziell - und doch wirken
sie sehr lapidar. In «Drei Stunden» passiert nicht viel. Frau und
Mann schreiben sich, reden, suchen sich. Dass dieses Konzept aufgehen
kann, zeigen wunderbar romantische Filme wie «Before Sunrise» mit
Julie Delpy oder «Cairo Time» mit Patricia Clarkson. Voraussetzung
dafür: Spannende Charaktere und herausragende Dialoge. Die aber
fehlen leider in Kunz' Film.

Es fehlt an Tiefe, Witz und Kreativität

Umweltaktivistin Isabel, die ihren Blumen Namen gibt, und der
etwas schwerfällige Theaterträumer Martin wirken holzschnittartig,
wie Abziehbilder. Den Dialogen, auf die es angekommen wäre, fehlt es
an Tiefe, Witz und Kreativität. Schade! «Drei Stunden» hätte ein
wirklich romantischer Film werden können, der die Probleme der
heutigen Generation im heiratsfähigen Alter auf den Punkt bringt. (dpa)