Der Regisseur der „Lederhosen”-Filme Franz Marischka starb am Mittwoch mit 90 Jahren in München. Der Sohn eines Wiener Operettenstars begründete die Welle der Sexklamauk-Filme in Deutschland.

Essen. Die Welt unterm Dirndl war sein Ding. Filme wie „Laß jucken Kumpel” (der nur sekundär mit Hygiene zu tun hatte) oder „Liebesgrüße aus der Lederhose” (wo weit mehr geschah als dass im alpinen Flair Postkarten geschrieben wurden), machten Franz Marischka berühmt. Gestern starb der Regisseur und Autor unzähliger Sexfilmchen mit 90 Jahren in München.

„Der Mann mit dem goldenen Pinsel”

Da muss man doch verwegen kichern: „Wenn nachts die Keuschheitsgürtel klappern” oder „Der Mann mit dem goldenen Pinsel” betitelte Marischka seine Filme, die er wie am Fließband billig produzierte: Das Bedürfnis nach Barbusigem war wohl groß im Deutschland der 70er und 80er Jahre, denn die Schmuddelstreifen ließen die Kinokassen klingeln.

„Laß jucken Kumpel”

Der Tabuisierung folgte die Kommerzialisierung der Erotik. Was vordergründig als „sexuelle Befreiung” gefeiert wurde, diente meist nur voyeuristischen Bedürfnissen. Dass Marischkas großer Erfolg „Laß jucken Kumpel” überhaupt von der Freiwilligen Selbstkontrolle erlaubt wurde, hatte allein wirtschaftliche Gründe: Wer sich einen Fernseher leisten konnte, ging nicht ins Kino.

Aber so etwas – das lief im Fernsehen nicht! „Laß jucken Kumpel” hatte der Regisseur zunächst als „sozialkritischen Dokumentarfilm” angekündigt. Drei Millionen Menschen wollten 1972 denn auch die Geschichte von einem Bergbauarbeiter sehen, der es an der Bandscheibe hat (aber nicht allzu sehr). 350 000 Mark kostete der Dreh in Bergkamen, zwölf Millionen Mark spielte der Film ein. Für den Besucherrekord erhielt Marischka die „Goldene Leinwand” – verliehen wurde der Preis allerdings im Geheimen.

„Mitten in der Filmkrise war ich plötzlich der König”, sagte Marischka rückblickend. Sofort sollte er eine Fortsetzung drehen. „Ich konnte aber diesen Dialekt nicht mehr hören.”

„Liebesgrüße aus der Lederhose”

Tatsächlich drehte er zig Fortsetzungen, ein Artikel über Gockel in Garmisch-Partenkirchen inspirierte ihn zu einer anderen Filmreihe: „Liebesgrüße aus der Lederhose”, die alpenländische Version des Erotikfilms. Peter Steiner, der später mit seinem Theaterstadl berühmt wurde, sammelte hier Erfahrungen, ebenso wie 1983 Karl Dall in „Sunshine Reggae auf Ibiza”.

Marischka stammte aus einer berühmten Künstlerfamilie: Vater Hubert war Wiener Operettenstar, sein Patenonkel Komponist Franz Lehar („Die lustige Witwe”). Onkel Ernst Marischka führte Regie bei Romy Schneiders „Sissi”-Filmen. So begann auch die Karriere des Österreichers im klassischen Bereich: Am Wiener Max-Reinhardt-Seminar erhielt er eine Ausbildung als Schauspieler. Da seine Mutter Jüdin war, emigrierte er 1939 nach England. 1946 kam er als britischer Bürger zurück.

„Drei Lederhosen in Antalya”

Über 100 Drehbücher schrieb Marischka, 30 Mal führte er Regie, unter anderem auch bei der Fernsehserie „Percy Stuart”. Die Sache mit den nackeligen Mädels ließ Franz Marischka aber auch im Alter keine Ruhe. Bis zu seinem Tod arbeitete er an einem Drehbuch. Der Titel: „Drei Lederhosen in Antalya”.