Essen. . Matthias Schweighöfer spielt Paul Voigt, ein Mann, der damit sein Geld verdient, dass er Liebesbeziehungen auflöst. Die Komödie „Schlussmacher“, in der Schweighöfer auch Regie führt und an der er mitgeschrieben hat, wirkt abgeguckt vom Clooney-Film “Up in the Air“ - und kann nicht wirklich überzeugen.
Vermutlich ist Matthias Schweighöfer die Idee zu seinem neuen Film „Schlussmacher“ beim Betrachten von George Clooney in „Up in the Air“ gekommen. Clooney spielt da einen smarten Vielflieger mit einer unangenehmen Aufgabe: Wo immer er auch landet, muss er im Auftrag feiger Firmenchefs ahnungslosen Angestellten mitteilen, dass ihre Dienste ab sofort nicht mehr gebraucht werden.
Dann händigt er ihnen eine Mappe aus, die den Gekündigten zumindest vorgaukeln soll, dass der künftige Zustand der Arbeitslosigkeit nicht das soziale Abstellgleis sein muss. In „Schlussmacher“ nun verkörpert Schweighöfer mit Paul Voigt einen Reisenden in Sachen „Verblühte Liebe“. Im adretten Business-Anzug besucht er seine Zielpersonen an der Haustür, um ihnen als Botschafter ihrer bisherigen Lebenspartner den Laufpass zu geben.
Und natürlich überreicht er den verdutzten Neu-Singles dabei gleich auch noch einen Karton, in dem sich bedruckte Ratschläge seiner Berliner Agentur „Happy End“ befinden. Niemand wird leugnen, dass zwischen beiden Filmen mehr als nur eine zufällige Verwandtschaft besteht.
Die Grundidee vom "Schlussmacher" zerbröselt
Der Unterschied ist nur: „Up in the Air“ schildert eine längst gängige Praxis in der immer kälter werdenden Arbeitswelt, „Schlussmacher“ jedoch basiert auf einer Grundidee, die sofort zerbröselt, wenn man nur einmal anfängt, sie zu hinterfragen. Nun werden einige Beziehungen heutzutage zwar bereits per SMS beendet, einem wildfremden Herrn an der Haustür allerdings würde man so schnell nicht über den Weg trauen, würde ihn vermutlich auch gar nicht erst in die Wohnung bitten. Schon gar nicht, wenn der plötzlich auch noch verlangen sollte, dass man selbst diese Wohnung binnen kürzester Zeit zu verlassen hat.
Im adretten Business-Anzug
Aber das ist das Marode an vielen deutschen Komödien: Man schielt auf Erfolgsrezepte des US-Kinos, ohne sie auf ihre Machbarkeit im sozialen Umfeld der Bundesrepublik hin zu überdenken. Matthias Schweighöfer schielt in diesem Fall besonders heftig, was sich auch an vielen anderen Einzelheiten dieses Films zeigt. Nehmen wir nur Toto (Milan Peschel), eine Seele von Mann, den seine Lebensgefährtin Katharina (Nadja Uhl) aus uns nicht bekannten Gründen loswerden möchte. Dieser zunächst sehr weinerliche Typ ist jedoch einer, der um nichts in der Welt allein sein möchte, weshalb er sich wie eine Klette an Paul hängt.
Das Drehbuch jedoch schafft schnell die Möglichkeit, dies schließlich in eine uns nur allzu vertraute Buddy-Beziehung von zwei höchst gegensätzlichen Charakteren münden zu lassen. Paul verliert bei einer Alkoholkontrolle seinen Führerschein, da wird Toto kurzer Hand als Chauffeur engagiert, der den „Schlussmacher“ nun quer durch die Republik kutschieren darf. Und dass dieser Paul dabei allmählich seine distanzierte Haltung zu Frauen ändert, um schließlich doch der Liebe eine Chance zu geben, darauf kann man wetten.
Schweighöfer kann sich nicht herausreden
Ähnlich wie schon zuletzt „What a Man“ ist dies ganz und gar Matthias Schweighöfers Film. Er ist nicht nur Regisseur und Hauptdarsteller, er hat auch am Drehbuch mitgeschrieben und tritt selbst als Produzent in Erscheinung. Er kann sich also nicht herausreden, wenn man auf den zweifelhaften Humor dieses Werkes zu sprechen kommt.
Der bewegt sich zwischen Kloschüsseln und furzenden Bettgenossen, macht üble Scherze auf Kosten von übergewichtigen Frauen und stattet Russen grundsätzlich mit einer Kalaschnikow aus. Ganz nebenbei wartet „Schlussmacher“ auch noch mit der biedersten aller Männerphantasie auf, dass nämlich zwei Lesben hin und wieder doch mal einen richtigen Kerl im Bett brauchen.
Schweighöfer selbst bemüht sich, seinen Paul als ein reines Nervenbündel zu präsentieren, was in einer enervierenden Art von überzogener Darstellung mündet. Und eigentlich kann man nur Milan Peschel bewundern, der ein Gespür für Slapstick besitzt und selbst peinlichste Szenen noch mit Bravour zu überspielen versucht. „What a Man“, die letzte Komödie dieses Regisseurs, zog 1,8 Millionen Menschen ins Kino. Es steht zu befürchten, dass es diesmal nicht viele weniger sein werden.