Essen. Der Regisseur Michael Haneke hat mit seinem Film "Das weiße Band - Eine deutsche Kindergeschichte" schon die Goldene Palme in Cannes gewonnen. Jetzt soll das Werk für Deutschland ins Osacar-Rennen gehen. Im Interview spricht Haneke über Strenge, Schuld und die Ursprünge von Terrorismus.

Der österreichische Filmemacher und Drebuchautor Michael Haneke erzählt in "Das weiße Band" eine "deutsche Kindergeschichte" - ausgezeichnet, fand nicht nur die Jury bei den Filmfestspielen in Cannes.

Ihr Film geht für Deutschland ins Oscar-Rennen - zum Ärger von Österreich.

Michael Haneke: (lacht) Es ist ein Haneke-Film. Der Rest ist mir egal.

Wieder zeichnen Sie ein düsteres Gesellschaftsbild.

Haneke: Ein Drama ist dazu da, Konflikte zu zeigen und nicht die Idyllen. Ich sehe „Das weiße Band” als einen strengen Film über die Strenge.

Von einem Mann, der selbst streng erzogen wurde?

Haneke: Nicht so sehr. Mein Vater ist zwar Protestant, aber ich stamme aus einer Schauspielerfamilie, da ist nicht alles so streng.

Das weiße Band - Eine deutsche Kindergeschichte

Deutscher Kinostart: 15. Oktober 2009

Regie: Michael Haneke

Darsteller: Christian Friedel, Ulrich Tukur, Susanne Lothar, Rainer Bock, Josef Bierbichler, Burghart Klaußner, Steffi Kühnert, Branko Samarovski u.a.

Wie weit verstehen Sie den Film als Studie über das Entstehen von Faschismus?

Haneke: Durch die Zeit und den Ort ist das Thema Faschismus naheliegend. Ich möchte aber nicht, dass man den Film alleine darauf reduziert. Es geht vielmehr um die Ursprünge von jeder Form von Terrorismus, Wenn Prinzipen oder Religionen verabsolutiert werden, werden sie automatisch pervertiert und unmenschlich.

Woher kommt Ihre Faszination für die Frage von Schuld?

Haneke: In unserer jüdisch-christlichen Welt bekommen wir die Schuldfrage schon mit der Muttermilch eingeimpft. Wer sich ernsthaft mit der Welt auseinandersetzt, kommt gar nicht am Thema Schuld vorbei. Mich wundert eher, wie wenig davon gesprochen wird. Ich bin nicht süchtig nach Schuld und gewiss kein Freund von Gewalttätigkeiten - aber man kann die Augen nicht einfach verschließen.