Düsseldorf. Er ist ein Star der Superlative - Gérard Depardieu liebt: schauspielern, gutes Essen und Wein. Seine 20. Eigenkreation ist ein Sekt von der Loire.
Er ist der große Exzessive, Frankreichs bestbezahlter Schauspieler, ein gewichtiger Nationalheld und ein sympathischer Weltstar: Gérard Depardieu. Seit seinem 60. Geburtstag ist es etwas ruhiger geworden um Monsieur Depardieu, denn das Arbeitstier hat sein Tempo ein wenig reduziert: zugunsten den schönen Dingen des Lebens. Was da wäre: Wein!
Vierzehn Weingüter besitzt der Schauspieler in aller Welt, 19 eigene Tropfen hat er schon kreiiert und nun erstmalig: einen Sekt. So schnöde würde das ein Weinliebhaber nicht ausdrücken, es ist ein Crémant, produziert bei Bouvet-Ladubay in Saumur an der Loire mit dem schönen Namen „Taille Princesse”. Seinen Crémant schlürfte Depardieu kürzlich in Düsseldorf, überhaupt reist er und preist er ihn in der ganzen Welt.
Kaum Hals, viel Nase
Und das ist ein Erlebnis! Groß ist Gérard Depardieu nicht, er hat tatsächlich einen Bauch wie Obelix und ein Kreuz wie ein gealterter Gladiator. Darüber kommt kaum Hals, aber welch' eine Nase! Die schwenkt er über einer filigranen Sektflöte, seine Augen funkeln lustig. Oh là là, das ist also sein nouveau bébé, sein neues Baby, seine „Frucht einer großen Kompetenz”.
Nach dem ersten Schluck schiebt Depardieu die Lesebrille in seine langen Haare und gerät ins Schwärmen: Wie er so gleichmäßig perlt, goldgelb schimmert! Schlürf. Leichte Zitrusnote! Schlürf. Vanille trifft Haselnussblüte. Schlürf. Wie zart die Säure eingebunden wurde. Finalment: Man möchte noch ein Glas!
Seine Leidenschaft ist der Weinkeller
Jetzt mal in vino veritas, ist Monsieur Depardieu jemand, der kurz nach Sonnenaufgang in Gummistiefeln durch seine Weinberge stampft? Nun ja, seine Leidenschaft ist eher der Weinkeller und das Verkosten. „Ich habe schon unzählige Weinkeller in der ganzen Welt gesehen”, sagt er mit Stolz.
Für ihn ist ein guter Wein ein Meisterwerk, geschaffen „aus Respekt vor dem Mutterboden, altem Handwerk und hoher Technologie”. Die Trauben für seine „Taille Princesse” seien handverlesen, der Wein werde nicht in die Flaschen gepumpt, sondern das Fass wird bei der Abfüllung ganz urtümlich mithilfe von Gewichten gekippt.
Welche Traube bevorzugt er? „Chenin blanc und Chardonnay. Sauvignon ist mir einen Tick zu blumig.” Drei bis vier Flaschen Wein trinke er pro Tag, gestand Depardieu einst in einem Interview. Ja, das glaubt man gern.
170 Filme
Überhaupt, diese völlige Hingabe. Vier Frauen, zwei Ehen, drei Kinder (Sohn Guillaume verstarb im Oktober 2008 an einer Lungenentzündung). Zwei eigene Restaurants, eigene Kochbücher, große Bibliothek. 170 Filme drehte der Mann, dessen Start ins Leben gar nicht so vielversprechend war. Er war das dritte von sechs Kindern eines Blecharbeiters, galt als labil und aufsässig. Mit 13 Jahren schmiss er die Schule, kurz danach eine Druckerlehre. Viel lieber ging er Boxen und trampte durch Europa. Tatsächlich sei er mit 14 Jahren schon mal in Düsseldorf gewesen, erzählt er. „Ein Autostopp auf dem Weg nach Lüttich.”
Kein vernünftiges Huhn
Mit 17 Jahren ging er nach Paris, um Schauspieler zu werden. 1971 kam „Die Ausgebufften” in die Kinos, Depardieus Durchbruch. Festlegen lässt sich Depardieu nicht. Mit der gleichen Intensität wie in „Cyrano de Bergerac” spielt er auch einen Gastarbeiter in „Green Card” oder einen dicken Obelix. „Ich bin einfach in alle Dinge des Genusses involviert”, sagt Depardieu. „Ich bin ein Entdecker.” Und: „Ich bin ein großer Esser.”
Angeblich soll er sich einst beklagt haben, dass es „in ganz New York kein vernünftiges Huhn” gäbe. Was isst er also in Deutschland? „Oh. Sie haben eine herausragende Schweinezucht, eine exzellente Fleischkultur.” Er flüchte vor der internationalen Küche, bevorzuge das Regionale, die Küche der Großmütter. Schon zitiert er Charles de Gaulle: „Aber es gibt genauso viele Tage im Jahr wie Käse in Frankreich.”
Der Sekt „Taille Princesse de Gérard Depardieu” ist im Fachhandel für etwa 24 Euro erhältlich.