Essen.. Das deutsche Kino entdeckt den Fantasy-Faktor auch in Sachen Liebe. In „Fenster zum Sommer“ spielt Nina Hoss eine Frau, die plötzlich sechs Monate in der Zeit zurückgeworfen wird. Das ist nicht nur ein Zeitfaktor, in dieser Zeit hat sich auch in ihrem Gefühlsleben einiges geändert.
Abends schläft Juliane (Nina Hoss) im Urlaub, mitten im finnischen Sommer, selig an der Schulter ihres geliebten August (Mark Waschke) ein. Und wird morgens im winterlichen Berlin wieder wach, sechs Monate vor der gemeinsamen Reise. Wie soll ein Mensch einen derartigen Zeitsprung verwinden, der auch emotional einiges abverlangt? Zum Zeitpunkt des Erwachens lebt Juliane schließlich noch in der bröckelnden Beziehung mit ihrem langjährigen Freund Philipp (Lars Eidinger), die Liebe zu August ist noch weit entfernt, der Mann ihres Lebens kennt sie momentan noch gar nicht.
„Fenster zum Sommer“ von Hendrik Handloegten („Liegen lernen“) kann man trotz des Zeitreise-Phänomens sicher kaum als Science-Fiction-Film bezeichnen. Hier geht es mehr um die Frage wie Liebe entsteht – durch puren Zufall oder vielleicht doch durch Schicksal. Und darum, ob man eine Liebe wieder heraufbeschwören kann, wenn man nur versucht, alles so zu machen, wie Juliane das in ihren Erinnerungen an das Zukünftige gespeichert hat. Erschwerend kommt hinzu, dass der magische Tag des Kennenlernens auch der Tag ist, an dem Julianes beste Freundin Emily (Fritzi Haberlandt) einen Unfalltod erleidet. Das Unmögliche wagen heißt in diesem Fall, alles gleichzeitig zu schaffen: den Moment erblühender Liebe wieder exakt zu rekonstruieren, den Unfall gleichzeitig aber ungeschehen machen.
Fast fühlt man sich später, bei den Folgen dieses waghalsigen Versuchs, an die erbarmungslose Konsequenz der „Final Destination“-Filme erinnert, in denen Unfallopfer ihrem vorgesehenen Tod nicht entkommen können. Aber von solchen Genre-Filmen ist „Fenster zum Sommer“ natürlich weit entfernt. Hier geht es um Existenzielles, auch wenn die Logik mancher Vorgänge nicht immer konsequent durchdacht wirkt. Ohne die großartige Nina Hoss jedenfalls, die alles irgendwie zusammenhält, würde die Meinung zu Handloegtens Film weit weniger positiv ausfallen.