Essen. . Der Science-Fiction-Klassiker aus den 60er Jahren wird fortgesetzt. Herausgekommen ist spannende Unterhaltung mit Herz und Verstand: „Planet der Affen: Prevolution“ verleiht dem alten Thema neue Faszination

1963 verfasste der Franzose Pierre Boulle mit dem Roman „Planet der Affen“ eine scharfe Gesellschaftssatire. Franklin J. Schaffners Verfilmung mit Charlton Heston fünf Jahre später verfremdete den Stoff zum ernsten Science Fiction-Abenteuer. Der Film wurde ein Welterfolg, aus dem vier Fortsetzungen und eine TV-Serie hervorgingen. Jetzt legt das in allen Fällen zuständige Studio 20th Century Fox mit „Planet der Affen: Prevolution“ das Thema erneut auf.

Will Rodman (James Franco) ist verzweifelt. Über Jahre hinweg hatte er in sündhaft teuren Testreihen an Primaten nach einem Serum gegen Alzheimer geforscht. Das Präparat ALZ-112 verhieß den Durchbruch, denn es aktivierte nicht nur zerstört geglaubte Hirnzellen, es forcierte auch den Aufbau von neuen. Besonders ein Schimpansenweibchen wies beträchtliche Intelligenzsprünge auf. Doch ausgerechnet bei der Präsentation vor neuen Investoren reagiert der Affe aggressiv. Das Projekt wird eingestellt, alle Testtiere werden eingeschläfert, bis auf ein Affenbaby, das Rodman gegen alle Vorschriften bei sich aufnimmt. Er injiziert das Serum dem Tier ebenso wie seinem Alzheimer-kranken Vater (John Lithgow) und erlebt einen nicht für möglich gehaltenen Erfolg. Der Mensch gesundet, und das Äffchen Caesar erreicht binnen einiger Monate die Denkstrukturen eines achtjährigen Kindes. Rodman wähnt sich am Ziel. Er ahnt nicht, welche Folgen sein Präparat nach sich zieht.

Geschichte, Figuren und Konflikte werden ernst genommen

Zehn Jahre nach Tim Burtons böse misslungenem Wiederbelebungsversuch erscheint die Idee eines Films, der die Vorgeschichte erzählt, wie es dazu kam, dass die Affen zu intelligenten Wesen wurden und die Menschen versklaven konnten, wie ein künstlerischer Verzweiflungsakt; weil nichts Neues mehr einfällt, wird eben eine einstmals profitable Erfolgsformel aufgefrischt.

Umso größer ist die Überraschung, dass es diesmal ein guter Film wurde. „Prevolution“ (ein Wort, das es nicht gibt) heißt im Original „Dämmerung des Planeten der Affen“, und dieses Versprechen wird in einer grandiosen Synthese von Tradition und Moderne eingelöst. Erzählung und Gestaltung sind Old School im besten Sinne. Das intelligente Drehbuch bietet eine glaubwürdige Handlungsführung und nimmt seine Geschichte, die Figuren und Konflikte in jeder Szene ernst. Auch der enorme digitale Trickaufwand ist immer in den Dienst der Story gestellt.

Vom Gollum zu Caesar

Die Affen sind hier nicht nur brillante Abbilder von zuvor digital abgetasteten und dann via Computergrafik umgerechneten Bewegungsabläufen, sondern berühren als eigenständige Charaktere. Für den Schimpansen Caesar wurde mit Andy Serkis der weltbeste Schauspieler für solche Aufgaben verpflichtet, der zuvor bereits die mimischen und gestischen Grundlagen für Gollum in „Der Herr der Ringe“ und Peter Jacksons Riesenaffen King Kong leistete. Das alles aber wäre wertlos ohne ordnende Hand.

Ein Glücksgriff ist es, die Regie dem Engländer Rupert Wyatt (er drehte zuvor den packenden Gefängnisthriller „The Escapist“) zu übertragen. Seine Inszenierung erlaubt keine überflüssige Minute und verliert sich in den Effektszenen nicht in technischer Spielerei. Das sorgt über die volle Spielzeit für enorme Spannung und schafft ganz nebenbei Kinobilder, die man so schnell nicht mehr vergisst. Eine Empfehlung für sich verdient der Nachspann! Hier entspinnt sich ungemein wirkungsvoll das Horrorszenario einer globalen Epidemie, umgesetzt mit ganz einfachen grafischen Mitteln. Es ist das Sahnehäubchen eines Films, der fulminante Spannungsunterhaltung mit Herz und Verstand aufbietet.