Essen. . „Taxi“ im Titel eines Films, das ist gemeinhin kein schlechtes Omen, verspricht Tempo und Begegnungen mit schrägen Zeitgenossen. Srdjan Koljevic hat davon noch wenig gehört, sein Film „Belgrad Radio Taxi“ fährt eher im zweiten Gang.

Lange Zeit wurde das Kino des Balkans gleichgesetzt mit den temperament­strotzenden Filmen des Regisseurs Emir Kusturica. Dass ruhigere Töne nicht unbedingt das interessantere Kino hervorbringen, beweist nun „Belgrad Radio Taxi“, das in dieser Woche in unseren Kinos anläuft..

Der Film eröffnet an einem regnerischen Morgen, als eine junge Frau unvermittelt ein Taxi verlässt und von der Belgrad-Brücke in die Donau springt. Der aus Bosnien eingewanderte Taxifahrer Gavrilo (Nebojsa Glogovac), die Apothekerin Biljana (Branka Katic) und die Lehrerin Anica (Anica Dobra) sehen fassungslos zu, dann werden sie vom Strudel des Alltags davongespült. Gavrilo aber ist von dem Ereignis tiefer betroffen, denn auf dem Rücksitz liegt ein Baby, dass die Frau zurückließ. Den Gedanken, das Kind einem Kloster zu überantworten, verwirft er schnell wieder. Statt dessen nimmt Gavrilo das Baby mit nach Hause, dann macht er sich auf die Suche nach der Mutter.

Faible für viele Geschichten

Durch allerlei Zufälle wird sich sein Weg mit den Lebensspuren von Biljana und Anica kreuzen. Wie schon im Drehbuch zu dem Film „Liebe und andere Verbrechen“ lässt Filmautor Srdjan Koljevic nun auch als Regisseur seinem Faible für viele Geschichten unter einem Titel freien Lauf – und verhebt sich gewaltig. „Belgrad Radio Taxi“ vereint zu viel, was inhaltlich und stimmungsbedingt nicht zusammenpasst. So müht sich, was immer an beträchtlichem Talent vor der Kamera versammelt ist, vergebens gegen die papierne Dramatik der Handlung, zumal die Regie nur das brave Bild sucht und ständig das Tempo ausbremst.

Besondere Erwähnung verdient aber die Musik, die mit einer amüsanten Auswahl jugoslawischer Schlager aus den 60er und 70er-Jahren ahnen lässt, welches Feuer dieser Film hätte haben können.