Essen. . Buddy-Movies, der Name sagt es schon, beschränken sich durchweg auf männliche Kumpel- und Cliquenbildung. Jetzt tritt mit Paul Feif ein Mann an, um mit „Brautalarm“ ein Terrain für Frauen zu erobern, das bisher von „Hangover“-Typen besetzt war.

Beim Fußball haben die Frauen gerade bewiesen, dass sie auf dem Spielfeld inzwischen in vielerlei Hinsicht den Männern ebenbürtig sind. Jetzt ist es an der Zeit, auch im Kino zu beweisen, dass man männlicher Cliquenwirtschaft vom Stile „Hangover“ die Stirn bieten kann. Die Damen in Paul Feigs Komödie „Brautalarm“ haben immerhin über zwei Stunden Zeit, um den Beweis anzutreten, dass auch das schöne Geschlecht vulgär, sexuell freizügig, geil, versoffen und innerlich ziemlich verunsichert sein kann.

Die Hauptfigur in diesem Frauenfilm eines Mannes, Lichtjahre entfernt von den weiblichen Exemplaren in „Sex and the City“, heißt Annie und wird von Kristen Wiig verkörpert. Die ist hierzulande noch ein unbeschriebenes Blatt, in den USA jedoch hat sie sich durch sechs Jahre bei der Satire-Show „Saturday Night Live“ als führende Komikerin etabliert. Wiig hat die mit Abstand besten Szenen, wenn man sie als spätes Mädchen erlebt, das immer noch mit ihrem unerträglichen Macho von Ex-Lover (Jon Hamm) in die Kiste steigt, weil ein bisschen Sex immerhin besser ist als gar keiner. Den Frust, den sie dort erlebt, gibt sie als Verkäuferin in einem Juwelierladen direkt an die Kunden weiter: Angehende Ehepaare werden sich nach einem Beratungsgespräch bei Annie die ganze Sache bestimmt noch einmal überlegen.

Absonderliche Brautjungfern

Bisher hatte Annie wenigsten noch ihre Freundin Lillian (Maya Rudolph), aber die will jetzt plötzlich heiraten. Um diese Hochzeit wird sich im weiteren Verlauf des Films alles drehen, denn Annie lernt nun die übrigen Brautjungfern kennen, die absonderlicher nicht sein könnten. Besonders Lillians neue Freundin Helen (Rose Byrne) tut sich als Zicke vom Dienst hervor und will Annie aus allem herausdrängen. Es gibt die frustrierte Rita, Mutter dreier pubertierender Söhne, die über all das Sperma im Hause klagt. Und da ist die vulgäre Megan, ein umfangreiches Menschenkind, das hier wohl als weibliche Ausgabe eines Zach Galifianakis aus „Hangover“ fungieren soll.

Als müssten sie tatsächlich beweisen, dass sie den zotigen Kerlen in jeder Beziehung gewachsen sind, macht der Humor gelegentlich auch vor Körperabsonderungen nicht Halt. Seinen Höhepunkt jedenfalls erlebt der Film in einem piekfeinen Brautmodengeschäft, in dem sich bei dem Damenclub plötzlich eine Darmverstimmung bemerkbar macht, die etwas mit dem Essen in dem von Annie empfohlenen Imbiss zu tun haben muss. Man kommt gar nicht schnell genug auf die Toilette, nimmt gern auch auf dem Waschtisch Platz, oder verliert den Kampf gegen den Drang mitten auf der Straße. Shit happens.

Emanzipation auf der Toilette

Komödien, die eine Spielzeit von zwei Stunden überschreiten, funktionieren selten richtig gut. „Brautalarm“ ist da keine Ausnahme. So gelingen Feig die Szenen aus Annies Privatleben ganz wunderbar, Wenn es jedoch um das ganze Rudel geht, funktioniert das Timing nicht mehr, laufen zu viele Szenen ins Leere. Und dann bleibt da noch die Frage, ob man Emanzipation wirklich auf der Toilette suchen sollte.