Essen..

Die deutsche Beziehungskomödie, lange Zeit das Vorzeige-Genre des heimischen Kinos, war zuletzt in die Jahre gekommen wie ein Silberhochzeitspaar nach der fünften Eheberatung. Und weil man sich am merkwürdigen Verhalten geschlechtsreifer Großstädter in ihren schicken Münchner Lofts satt gesehen hatte, verlegte man die Geschichten nach Berlin, wo nun aus der Paarung Herz und Hartz IV eine anrührende Zweckgemeinschaft wurde.

Auch Otto Alexander Jahrreiss erklärt seine „Relativitätstheorie der Liebe“ ab Donnerstag zwischen Kiez und Kreuzberg. Er begnügt sich aber weder mit einem bestimmten Milieu noch mit einer einzigen Geschichte. Sein Film ist bunte Szenen-Collage, Typen-Zoo und Kostümfest in einem. Und die enorme Wandlungsfähigkeit seiner Darsteller Katja Riemann und Olli Dittrich ist der Reiz der Komödie, aber auch ihre Krux. Weil all diese locker skizzierten Beziehungsminiaturen, die kuriosen Figuren Oberfläche bleiben. Der Film schrumpft auf die pure Lust, zwei Mimen dabei zuzusehen, wie sie unter der Obhut ihrer Maskenbildner mit all den Brillen und Zahnprothesen zu äußerlich faszinierenden Paarungs-Chamäleons mutieren.

Olli Dietrich, bei dem man seit „Dittsche“ davon ausgeht, dass er in Bademantel und Schluffen geboren wurde, deckt hier das Spektrum vom libanesischen Imbisschef mit Brusthaarteppich bis zum Fahrschullehrer mit Fetthaarfransen ab. Aber vor allem Katja Riemann überrascht als Fünf-in-einer-Frau jenseits aller Eitelkeiten, als verdruckste Gewerbeaufsichtsbeamtin Peggy mit Überbiss ebenso wie als venezolanisches Hausfrau Gabriela mit Tango-Temperament.

Hätte der Film die detailverliebte Perfektion, mit der er die Typen beim Suchen und Finden der Liebe ausstaffiert, in die Entwicklung der Charaktere gesteckt, es hätte eine runde Persiflage daraus werden können. So aber bleibt nicht bloß die Liebe, sondern vor allem der Witz deutscher Beziehungskomödien wieder mal relativ.