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Nicht nur für Puuhristen eine Freude: Disney bringt den Kinderbuch-Klassiker von A. A. Milne zurück ins Kino. Die Zeichentrick-Macher lassen ihre Helden auch mal singen und die Buchstaben tanzen.

Bruno, der Braunbär, ist tot. Knut, der Eisbär, ein Fall für den Tierpräparatoren. Und Winnie, der Puuh, hat es schon vor Jahrzehnten auf einen Bronzesockel im Londoner Regent Park verschlagen. Der Bär ist tot. Und irgendwie auch unsterblich ge­worden in unserer von ge­zähmter Größe tief beeindruckten Film- und Medienwelt. Im Falle von Puuh, dem berühmten Bücher-Bären von angeblich nur „geringem Verstand“, währt diese Verehrung schon Jahrzehnte.

85 Jahre nach seiner Erfindung durch den englischen Buch-Autoren Alan Alexander Milne, der den Bestseller-Bären für seinen Sohn Christopher Robin erfand, ist der Kinderbuch-Klassiker nun wie­der auf der Kinoleinwand angekommen. Und das Er­staunlichste an diesem kindgerechten Revival ohne Altersbeschränkung: Puuhs Welt, der Hundertmorgen-Wald, ist kein aufgemotzter Abenteuerspielplatz für CGI-Effektschmiede und 3D-Brillenträger geworden, sondern gleicht immer noch einer beschaulichen Bilderbuchlandschaft, in der der melancholische Esel I-Aaah traurig mit seinem Schwanzersatzteil wackelt und ein voller Honigtopf die größte Herausforderung ist für unseren treuen, leicht tumben Plüschfreund mit dem Bärenhunger .

Feiner Witz und sacht geschwungener Spannungsbogen

Diese fast klassisch-altmodische, warmherzig-originalgetreue Erzählweise mit tanzenden Buchstaben und sonorer Erzählstimme war so nicht un­bedingt zu erwarten. In der Ver­gangenheit hatte sich Disney als Rechte-Inhaber eher damit beschäftigt, Puuh und seine Freunde, das knuffige Angsthasenschwein Ferkel oder Tollpatschtiger Tigger, auf den neuesten Stand der Marktforschung zu bringen, es videogame- und welthandelstauglich zu machen. Da wurden Figuren modernisiert und Inhalte überarbeitet. Was nicht nur eingeschworene Puuhristen wie Harry Ro­wohlt auf die Palme brachte, der den Klassiker vor über 20 Jahren auf kongeniale Weise ins Deutsche übertragen hat.

Das Problem der Übersetzung bleibt freilich auch bei dieser mit Herz und Hand gemachten Zeichentrickverfilmung, die das Animations-Abenteuer im englischen Original mit feinem Witz, sacht ge­zogenem Spannungsbogen und gefeiltem Ak­zent auf die Leinwand holt. Zumal die Buchstaben in dieser Verfilmung eine eigene Rol­le haben und mit Sprachspiellust über die Leinwand purzeln.

Viel Film-Nektar

Gleichwohl erreicht die Geschichte um Freundschaft, Erfindungsgeist und einem einer leichten Leseschwäche geschuldeten Monster rasch Herz und Hirn der jungen und alten Zuschauer. Aus dem Phänomen Kinobär wird die Filmwirtschaft wohl lange noch ihren Nektar ziehen.