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„Du hast doch alles“, sagt ihr Mann. Aber was eine Frau nach den Wechseljahren noch alles bekommen kann, zeigt Francois Ozon in seiner Emanzipations-Komödie „Das Schmuckstück“. Catherine Deneuve brilliert als Hausmütterchen, das an Macht und Einfluss Gefallen findet.

Suzanne Pujol ist eine Frau, die Feministinnen abgeschrieben haben. Charmant und klug zwar, schön und gebildet. Nur hat sie all ihre Talente und Träume zugunsten eines biederen Hausfrauenlebens ge­opfert. Nun sind die Kinder aus dem Haus, die Schlafzimmer längst getrennt. Und ausgerechnet ein Mann wie Filmemacher Fran­cois Ozon erzählt uns auf heiter-ironische und märchenhafte Weise, dass nach dem Klimakterium immer noch die große Karriere kommen kann.

„Das Schmuckstück“ nach einer Boulevard-Vorlage kommt dabei be­tont retro im Stil der 70er-Jahre daher. Aber ist die De­batte nicht so alt wie das Haarnetz, das sich Madame beim Waldlauf um die ondulierte Frisur legt?

Am Ruder der Regenschirmfabrik

Doch dann ist der Alltagstrott vorbei. Monsieur Pujol (Fabrice Luccini), dieser ebenso chauvinistische wie cholerische Schwerenöter, der mit sei­ner Sekretärin im Bett und den Fabrikarbeitern über Kreuz liegt, bekommt einen Herzanfall. Während Papa auf Kreuzfahrt geht, muss Ma­dame Pujol ans Ruder der Re­genschirmfabrik. Und während sie sich die Führungsrolle so selbstverständlich überzieht wie ihr seidiges Schalkragenkleid, beginnt ihr Ehemann gegen die eigene Frau zu intrigieren. Aber wer wie Madame Pujol einmal von den süßen Früchten der Macht ge­kostet hat, lässt sich nicht mehr auf Schonkost setzen. Im Kräftemessen mit dem Linken Babin (Gérard Depardieu) entdeckt Suzanne ihr wahre Berufung: die Politik!

Ozon, in Frankreich als großer Frauenfilmer und -versteher gepriesen, hat sich möglichst weit vom politischen Ge­genwartsgetöse entfernt, um „Das Schmuckstück“ als eine vergnügliche, gelassene Ge­sell­schafts-Komödie unter fe­mi­nistischer Fragestellung zu in­szenieren, in der sich auch der französische Staatspräsident Sarkozy wörtlich zitiert wiederfinden kann – wie mit dem bei einem Wahlkampf-Auftritt entfleuchten „Verzieh dich, du Blödmann!“

Dass die Frauen hinter diesen Männern nicht nur stark sind, sondern auch gut singen können, weiß man in Frankreich. Die Deneuve tut es am Ende mit „C’est beau la vie“. Selten hat das Matriarchat schöner ge­klungen.