Essen. Früher hat Terrence Malick ein gutes Jahrzehnt gebraucht, bis er einen neuen Film fertig hatte. Mit 69 Jahren ist er nun fast rasend schnell geworden: Schon zwei Jahre nach „Tree of Life“ legt er mit „To the Wonder“ nach. Dabei versteigt er sich noch mehr in seine Art des Kunstfilms.

Dass Terrence Malick (69) sich inzwischen gern zum Großmystiker des US-Kinos ausrufen lassen möchte, das hat er zuletzt mit „The Tree of Life“ deutlich gemacht. Um die relativ schlichte Geschichte einer Familie zu einem philosophisch allumfassenden Ereignis zu machen, werden hier Dinosaurier und Schöpfungsvisionen bemüht. Dagegen nimmt sich sein neuer Film „To the Wonder“ gedanklich geradezu bescheiden aus.

Wenn man ihn richtig deutet, und das ist nicht immer leicht, dann geht es diesmal um die Liebe und ihre Haltbarkeit. Ihr begegnet ein im Film namenloser Amerikaner (Ben Affleck) bei einem Besuch in Frankreich in Gestalt von Marina (Olga Kurylenko), mit der er unbeschwerte Tage in der Normandie verlebt. Gar nicht mehr so leicht ist die Liebe zu konservieren, wenn Marina samt zehnjähriger Tochter mit nach Oklahoma geht. Kein Wunder, denn hier gibt es keine Bäume, nur unendliche Weite, abgewrackte Kleinstädte und Straßen ins Nirgendwo.

Priester zweifelt an seinem Glauben

Die Liebe dreht sich, Marina samt Anhang verschwindet und die Rancherin Jane (Rachel McAdams), eine alte Flamme des Mannes, nimmt ihren Platz ein. Nicht für lang, versteht sich, denn Marina kann irgendwann ihre Abneigung gegen die Trostlosigkeit des Landes überwinden und kehrt zurück. Ach ja, ein Priester, der an seinem Glauben zweifelt (Javier Bardem), jammert inzwischen auch in Oklahoma herum und besticht durch langweilige Reden auf der Kanzel. Er ist halt nicht mit dem Herzen dabei.

Malick umso mehr. Er will keine Menschen, die miteinander kommunizieren, er legt fast komplett ihre inneren Stimmen über die Bilder, unterlegt mit einem nie enden wollenden Musikteppich aus Werken von Berlioz bis Haydn, von Gorecki bis Wagner. Der Zuschauer erlebt so etwas wie eine auf- und abschwellende Fuge, während mal Marina unentwegt durch Wiesen und Felder Pirouetten dreht oder Jane samt Mann vor einer Herde Bisons posiert.

Die Hauptfigur ist fast nicht vorhanden

Eigentlich sollte man annehmen, dass jemand, der vom Geheimnis der Liebe erzählen will, ein Interesse auch für die Menschen haben müsste. Ist hier eher nicht der Fall: Ben Affleck als Hauptfigur ist stimmlich kaum vorhanden, die Damen dienen eher zur Verschönerung der Landschaft. Irgendwo mag hier ein filmischer Rhythmus schlummern, der mit dem Kommen und Gehen von Jahreszeiten und Gefühlen zu tun hat, mit der Geburt und dem Tod von Beziehungen. Aber Rhythmus ist eben nicht alles.

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