Essen. Der in Paris lebende Regisseur Roman Polanski hat es nicht leicht gehabt in seinem Leben. Doch trotz aller Schicksalsschläge hat er seit 50 Jahren immer weiter gedreht – und seine Ängste dabei in teilweise düsteren Filmen abgearbeitet. Am Sonntag wird er 80 Jahre alt.

„Ich bin aus hartem Material“, hat Roman Polanski kürzlich in einem Interview mit dem Schweizer Fernsehen von sich behauptet. „Aus mir könnte man Nägel machen.“ Da spricht einer, dem das Leben wahrlich übel mitgespielt hat, dessen Dasein reich an Dramen ist, an denen andere schier verzweifelt wären. Polanski aber, der am Sonntag 80 Jahre alt wird, hat mit seinen Dämonen immer wieder große Filme inszeniert und seine Ängste dort verarbeitet. Entstanden ist so ein Werk, in dem der Tod sehr gegenwärtig ist und Klaustrophobie eine nicht geringe Rolle spielt.

Schon der junge Polanski muss um sein Leben fürchten. Seine Kindheit verbringt er im Krakauer Ghetto, rettet sich vor den Säuberungsaktionen der Nazis allerdings rechtzeitig aufs Land, wo er von Bauern versteckt wird. Auch der Vater überlebt, die schwangere Mutter allerdings wird im KZ umgebracht. Es mutet fast wie eine Doppelung solch schrecklicher Erfahrungen an, dass später auch Polanskis zweite Ehefrau Sharon Tate 1969 ermordet wird – hochschwanger abgeschlachtet von Anhängern des Sektenführers Charles Manson.

Immer nahe am Publikum

Zu diesem Zeitpunkt hat sich der polnische Filmemacher auch in Hollywood einen Namen gemacht. Die britische Produktion „Ekel“ (1965) mit Catherine Deneuve als zwanghafter Männermörderin, die Horror-Komödie „Tanz der Vampire“ (1967) sowie die finstere Teufelsbeschwörung in „Rosemaries Baby“ (1968) weisen Polanski schon jetzt als genuinen Regisseur aus, der wie kaum ein anderer eine sehr publikumsnahe Kunst pflegte.

Roman Polanski

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Das Filmmuseum Düsseldorf widmet dem Regisseur Roman Polanski eine Ausstellung. Foto: Filmmuseum Düsseldorf
Das Filmmuseum Düsseldorf widmet dem Regisseur Roman Polanski eine Ausstellung. Foto: Filmmuseum Düsseldorf © Veranstalter | Veranstalter
Der Direktor des Filmmuseums, Bernd Desinder, präsentiert eine Kopie des Sternes... Foto: Sergej Lepke / WAZ FotoPool
Der Direktor des Filmmuseums, Bernd Desinder, präsentiert eine Kopie des Sternes... Foto: Sergej Lepke / WAZ FotoPool © Sergej Lepke / WAZ FotoPool | Sergej Lepke / WAZ FotoPool
...für Roman Polanski auf dem Walk of Fame in Warschau.
...für Roman Polanski auf dem Walk of Fame in Warschau. © filmmuseum Düsseldorf | filmmuseum Düsseldorf
In Zusammenarbeit mit dem Filmmuseum Lodz und dem Polnischen Institut Düsseldorf konzipierte das Filmmuseum Düsseldorf eine Ausstellung, die die spannende Karriere Polanskis nachzeichnet.
In Zusammenarbeit mit dem Filmmuseum Lodz und dem Polnischen Institut Düsseldorf konzipierte das Filmmuseum Düsseldorf eine Ausstellung, die die spannende Karriere Polanskis nachzeichnet. © Sergej Lepke / WAZ FotoPool | Sergej Lepke / WAZ FotoPool
Sonderausstellung
Sonderausstellung "Roman Polanski" im Filmmuseum Düsseldorf. © Sergej Lepke / WAZ FotoPool | Sergej Lepke / WAZ FotoPool
Sonderausstellung
Sonderausstellung "Roman Polanski" im Filmmuseum Düsseldorf. © Sergej Lepke / WAZ FotoPool | Sergej Lepke / WAZ FotoPool
Sonderausstellung
Sonderausstellung "Roman Polanski" im Filmmuseum Düsseldorf. © Sergej Lepke / WAZ FotoPool | Sergej Lepke / WAZ FotoPool
Ein Kostüm aus Polanskis Film
Ein Kostüm aus Polanskis Film "Tess". © filmmuseum Düsseldorf | filmmuseum Düsseldorf
Roman Polanski vor und hinter der Kamera:
Roman Polanski vor und hinter der Kamera: "Tanz der Vampire". © filmmuseum Düsseldorf | filmmuseum Düsseldorf
"Tanz der Vampire" von Roman Polanski. © filmmuseum Düsseldorf | filmmuseum Düsseldorf
Ein Spiegel aus dem Film
Ein Spiegel aus dem Film "Der Mieter" von Roman Polanski. © filmmuseum Düsseldorf | filmmuseum Düsseldorf
Filmszene aus
Filmszene aus "Der Mieter". © filmmuseum Düsseldorf | filmmuseum Düsseldorf
Ein Foto aus Polanskis Film
Ein Foto aus Polanskis Film "Rosemaries Baby" mit Mia Farrow. © filmmuseum Düsseldorf | filmmuseum Düsseldorf
Sonderausstellung
Sonderausstellung "Roman Polanski" im Filmmuseum Düsseldorf. © filmmuseum Düsseldorf | filmmuseum Düsseldorf
Filmszene aus Roman Polanskis
Filmszene aus Roman Polanskis "Frantic". © filmmuseum Düsseldorf | filmmuseum Düsseldorf
Roman Polanski.
Roman Polanski. © filmmuseum Düsseldorf | filmmuseum Düsseldorf
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Die Ängste jedoch sind dabei immer sichtbar: Aus Shakespeares „Macbeth“ (1971) macht er als Antwort auf den Mord an seiner Frau einen bluttriefenden Alptraum, „Der Mie­ter“ dokumentiert den psychischen Verfallsprozess eines Mannes, der sich vor dem wachsenden Wahn in den Selbstmord rettet. Polanskis Protagonisten sind Menschen, die dem Bösen ausgeliefert scheinen. Das trifft auch auf den von Jack Nicholson gespielten Detektiv zu, der in dem großartigen Retro-Krimi „Chinatown“ (1974) gegen die privaten und gesellschaftlichen Wucherungen des Kapitals antritt.

Die Sache mit der 13-Jährigen

Im Jahr 1977 geschieht etwas, das Polanski bis in die Gegenwart verfolgt, an dem er selbst aber die meiste Schuld trägt: Im Haus von Jack Nicholson macht er ein 13-jähriges Jungmodel mit Alkohol und Drogen gefügig. Gerichtlich scheint nach der Untersuchungshaft alles geklärt, als der unberechenbare Richter sich plötzlich an keine Abmachung mehr gebunden fühlt.

Die Hütte
Die Hütte "Milky Way" in Gstaad, in der Regisseur Roman Polanski fast ein Jahr unter Hausarrest stand. Bild: dpa © Unbekannt | Unbekannt

Polanski will nicht abwarten, steigt stattdessen in ein Flugzeug und flüchtet nach Frankreich, wo er seit 1975 die Staatsbürgerschaft besitzt. Die USA hat er seit damals nicht mehr betreten, doch deren unermüdlichen Zorn noch zu spüren bekommen: 2009 wird er nach Einreise in die Schweiz auf Grund eines internationalen Haftbefehls festgenommen und fast ein Jahr unter Hausarrest gestellt. Eine Auslieferung wird jedoch abgelehnt.

Ängste weit und breit

Es wundert nicht, dass Polanski angesichts all dieser Ereignisse sein Kino der Angst weiter vervollkommnet hat. „Frantic“ (1988) zeigt einen von Verlustängsten gepeinigten Amerikaner in Paris, in „Der Tod und das Mädchen“ (1994) trifft ein ehemaliges Folteropfer auf den einstigen Peiniger und in „Der Pianist“ (2002), Polanskis persönlichstem und vielleicht besten Film, teilt der Zuschauer hautnah die Angst eines Mannes, der im Warschauer Ghetto der Deportation zu entgehen versucht.

Räume ohne Ausweg

Auch die Klaustrophobie nimmt immer weiter zu, Polanskis neuere Filme spielen fast nur noch in Räumen ohne Ausweg, sei es das Strandhaus als Fluchtpunkt eines Politikers in „Der Ghostwriter“, die überfrachtete Wohnung in „Gott des Gemetzels“ oder demnächst das Sado/Maso-Duell von Mann und Frau in „Venus im Pelz“.

In sein Privatleben hat der Vielgeprüfte mit seinem immer jungenhaften Aussehen inzwischen Stabilität gebracht. Seit 1989 ist er mit der Schauspielerin Emmanuelle Seigner verheiratet. „Mein Frieden heute“, sagte er in einem Interview, „das ist meine Familie, meine Frau und meine beiden Kinder.“