Essen.. Guy de Maupassants Romanheld „Bel Ami“ ist eine Figur für die Ewigkeit. Der Glückssucher im Paris von 1890 lässt sich in seiner Lebensgier sehr gut auch auf das Heute übertragen. Oft ist das Buch verfilmt worden, Robert Pattinson aber ist sicher nicht der beste Darsteller.

Die höchste Auszeichnung, die der britische Schauspieler Robert Pattinson bis heute erhalten hat, das war die Wahl zum „Most Sexiest Man“ durch das amerikanische Magazin „Glamour“. Eine absehbare Ernennung für den Darsteller des sanften Vampirs aus den „Twilight“-Filmen, dem die Teenies weltweit selig seufzend zu Füßen liegen. Wer so viel Sex-Appeal besitzt, mag man sich auf Produzentenseite gedacht haben, der könnte auch die ideale Besetzung für einen Frauenverführer wie Guy de Maupassants Romanheld „Bel Ami“ sein.

Komplexer Charakter

Dass es sich bei diesem Ex-Soldaten Georges Duroy tatsächlich aber um einen höchst komplexen Charakter handelt, für den Pattinsons schauspielerische Möglichkeiten vielleicht doch ein wenig zu begrenzt scheinen, ist da niemandem aufgefallen. Aber wozu auch: Das Regie-Duo Declan Donnellan und Nick Ormerod, bisher ausschließlich am Theater tätig, sieht in der Titelfigur dieser Neuverfilmung sowieso weniger einen charmant-intelligenten Gentleman mit Schlüssel für jedes Frauenherz als mehr einen keuchenden Casanova, entblößtes Hinterteil inklusive. An Willi Forst oder Johannes Heesters, die frühere „Bel Ami“-Filme schmückten, möchte man da lieber nicht denken.

Ein Mann mit Verbindungen

Tatsächlich liefert Maupassant in seinem Roman mit großem Sachverstand und spitzer Feder eine Beschreibung der Goldgräberstimmung, die Paris um 1890 heimsucht. Politische und gesellschaftliche Verbindungen fließen da ineinander, und noch jeder versucht dabei den großen Reibach zu machen. Der kleine Angestellte Duroy fühlt sich von der Glücksgöttin verlassen, glaubt, den Anschluss verpasst zu haben. Das Treffen mit seinem ehemaligen Kameraden Forestier jedoch ändert alles. Der nämlich hat Verbindungen, besorgt Duroy sogleich einen Job als Redakteur und mehrere Einladungen in die gute Gesellschaft. Duroys Dank ist entsprechend: Er beginnt ein Verhältnis mit der hochgebildeten Madeleine (Uma Thurman), der Gattin seines Gönners.

Die Zahl der Affären nimmt zu

Seine Affären nehmen zu. Madame Rousset (Kristin Scott Thomas), die reife Ehefrau seines Chefredakteurs, himmelt ihn an wie ein Teenager und wird erhört. Zwischendurch treibt er es auch noch regelmäßig mit der ebenfalls verheirateten Clotilde (Christina Ricci), der einzigen wohl, die ihn nicht nur seiner sexuellen Leistung wegen schätzt, sondern ihm auch Liebe entgegenbringt. Zwar heiratet Duroy schließlich Madeleine, doch selbst der Mann mit dem Spitznamen „Bel Ami“ begreift allmählich, dass die meisten Damen ihn nur als Liebhaber akzeptieren wollen. Und da Pattinson vom Drehbuch und von den Regieanfängern keine Chance erhält, seinen Charakter gemäß der literarischen Vorlage auszubauen, klingt sein schließliches Aufbegehren gegen dieses Verhalten doch arg nach Pamphlet.

Die Kostüme ! Die Kamera ! Und Uma Thurman !

Man sollte jedoch nicht vergessen, dass dieser Film auch Besseres zu bieten hat als seinen Hauptdarsteller. Die Kostüme und die Kamera-Arbeit etwa, die das Flair von Paris in jenen Tagen stark authentisch aussehen lässt. Und dann das formidable Damentrio, allen voran Uma Thurman, das derart hingebungsvoll mit Bettlaken und Rollen verschmilzt, dass man sich nicht sattsehen kann. Was man von Robert Pattinsons leeren Blicken nun wirklich nicht behaupten kann.