Auch in der Tierwelt gibt es keine friedliche Koexistenz. Disneys Film “Zoomania“ zeigt ein witziges, aber auch böses Spiegelbild der Gesellschaft
Eigentlich wollte man ja künftig einen großen Bogen machen um Animationsfilme mit dem ausgereizt scheinenden Thema „Sprechende Tiere“. Aber kaum hat man einen guten Vorsatz gefasst, da wirft ein einziger Film wieder alles über den Haufen.
Denn Disneys „Zoomania“ von Byron Howard („Rapunzel – Neu verfönt“) und Rich Moore („Ralph reichts“) weist alles auf, was man sich in dieser Kunstform eigentlich seit Langem mal wieder ersehnt hat – eine smart gebaute Geschichte voller Witz und Biss, die dazu auch noch jede Menge Gegenwartsbezüge enthält.
Vorurteile gegen gewisse Rassen
Der Film spielt in einer reinen Tierwelt, in der es kein „Fressen oder gefressen werden“ mehr gibt, in der stattdessen alle Arten in friedlicher Koexistenz miteinander leben. Nun ja, fast alle.
Vorurteile gegen gewisse Rassen gibt es auch hier, was man spätestens dann merkt, wenn ein Elefant einen Fuchs nicht in seiner Eisdiele bedienen will, weil dessen Rasse noch immer als hinterhältig und verschlagen gilt. Aus solchen und anderen Beispielen wird schnell klar, dass Zoomania, die Hauptstadt dieser Tierwelt, vor allem als Spiegelbild unseres eigenen Daseins fungieren soll.
Im Zentrum der Handlung steht die kleine Häsin Judy Hopps (deutsche Stimme: Josefine Preuß), die es sich in den Kopf gesetzt hat, Polizistin in Zoomania zu werden. Ihre Ausbildung absolviert sie zwar mit Bravour, aber einmal in der Metropole angekommen, merkt sie sehr schnell, dass es für ein zartes Wesen wie sie sehr schwer werden wird, sich einzugliedern.
Zuneigung zwischen Fuchs und Hase
Der Vorgesetzte Bogo ist immerhin ein Büffel mit mächtigem Oberkörper, und um sie herum wimmelt es nur so von Kollegen Marke Rhinozeros, Elefant oder Flusspferd. Prompt wird Judy deshalb auch gleich als Politesse aufs Abstellgleis verfrachtet, was ihren Ehrgeiz jedoch nicht mindert: Schon bis Mittag hat sie 200 Strafzettel verteilt.
Doch auch Bogo muss unter politischem Druck einsehen, dass er die Gleichheit der Arten zu berücksichtigen hat. Als nach und nach plötzlich 14 Raubtiere verschwinden, hat Fräulein Hopps endlich ihren Fall. Nur 48 Stunden gibt man ihr, um dem Rätsel auf die Spur zu kommen, das andernfalls die schweren Kerle übernehmen.
In dem weltläufigen Fuchs Nick Wilde, der ihr bereits durch Trickbetrügereien aufgefallen ist, findet sie einen eloquenten wie ortskundigen Helfer. Und die Zuneigung, die bald zwischen den beiden aufkeimt, lässt bereits Fragen nach den Möglichkeiten von Familienplanung zwischen Fuchs und Häsin aufkommen.
Yoga-Nudisten-Oase mit tiefenentspanntem Yak
„Zoomania“ ist ein liebevoll gestalteter Film mit derart vielen Einfällen, dass selbst Erwachsene (und die besonders) ihn sich mindestens zweimal ansehen müssten, um alles mitzubekommen. Da gibt es beispielsweise Stadtteile mit völlig unterschiedlichen meteorologischen Verhältnissen, vom Sahara-Platz mit seinen Hausdünen bis zum eisigen Tundratown.
Es existiert ein Miniaturviertel der Kleinnager, in dem selbst aus Judy ein wahrer Godzilla wird. Zu den Höhepunkten gehört eine Yoga-Nudisten-Oase, geleitet von einem tiefenentspannten Yak, wo auch wohlerzogene Tiere gerne mal die Kleider ablegen. Und als Höhepunkt lernen wir die Zulassungsstelle für Autos kennen, die ausgerechnet mit Faultieren besetzt wurde. Man muss schon ein sehr geduldiges Tier sein, um hier etwas zu erleben, das mit „Langsamkeit“ nur unzureichend beschrieben ist.
Was es mit den verschwundenen Tieren auf sich hat und wie sich die beiden Ermittler der Wahrheit nähern, das verliert man bei all diesen trefflichen Einfällen beinahe aus den Augen. Aber selbst das spricht eher für den Film.
Wertung: Fünf von fünf Sternen