Berlin. Sie ist eine Ikone des Films und der Mode: Audrey Hepburn. Am 4. Mai wäre die zierliche Schauspielerin 80 geworden. Dabei konnte sie weit mehr, als nur neben Stars wie Gregory Peck oder William Wyler gut auszusehen.
Welche Popularität Audrey Hepburn bis heute genießt, zeigt allein die Tatsache, dass gerade in mehreren deutschen Städten Ausstellungen und Filmreihen zu ihren Ehren präsentiert werden. Audrey Hepburn ist auch ein großes Vorbild in ihrem jahrelangen humanitären Wirken für Kinder in Not. Als sie 1993 im Alter von 63 Jahren einem Krebsleiden erlag, säumten bei der Beisetzung 25.000 Menschen die Straßen des Schweizer Dorfes, wo sie gelebt hatte.
Ausstellung in Berlin
Am Montag wäre die zierliche Schauspielerin mit den Rehaugen, die für einen neuen, elfenhaften Frauentyp in Hollywood stand und nicht den vollbusigen Männervamp verkörperte, 80 Jahre alt geworden. Ihre beiden Oscars kann man derzeit in Berlin bewundern. Wer Hepburn ein bisschen näher kommen möchte, findet in der Ausstellung «Timeless Audrey», deren Erlöse an UNICEF fließen, auch für sie entworfene Roben von Hubert de Givenchy, erstmals gezeigte Kinderfotos, Tagebucheinträge und sogar die legendäre Vespa, mit der Hepburn im Film «Ein Herz und eine Krone» an Gregory Peck geklammert durch Rom brauste und damit ihren Durchbruch in Hollywood schaffte. Das war 1953. Ihre erste große Hollywoodrolle brachte Hepburn prompt die wichtigste Trophäe der Filmbranche ein.
Geboren in Brüssel und aufgewachsen in den Niederlanden und England, hatte Hepburn ihre Karriere mit einer Ballettausbildung begonnen. Ihr Vater war ein schottisch-irischer Bankier, ihre Mutter eine niederländische Baronin. Hepburns Traum war es, Ballerina zu werden. Mit 16 Jahren erhielt sie ein Stipendium für eine Tanzausbildung in London. Enttäuscht musste sie dort aber bald feststellen, dass eine Karriere als Tänzerin - auch wegen ihrer Größe von 1,76 Meter - nicht in Frage kam. Hepburn modelte und übernahm erste Rollen in Musicals und englischen Filmen.
An der Reviera entdeckt
Bei Dreharbeiten an der französischen Riviera wurde sie 1951 von der Schriftstellerin Colette als Idealbesetzung für die Broadway-Fassung ihres Romans «Gigi» entdeckt. Nach diesem Erfolg kam der Sprung nach Hollywood. Im Film «Ein Herz und eine Krone» von William Wyler begeisterte Hepburn die Zuschauer als Prinzessin, die auf einem Staatsbesuch inkognito Rom erforschen will und dabei das Herz eines Klatschreporters (Gregory Peck) erobert. In Billy Wilders Komödie «Sabrina» (1954) verdrehte Hepburn als Chauffeurstochter dem misslaunigen Sohn der reichen Familie, dargestellt von Humphrey Bogart, den Kopf.
Zum Kino-Klassiker wurde «Frühstück bei Tiffany» (1961). Das kleine Schwarze ihres Lieblingsmodeschöpfers Givenchy, das sie in ihrer Rolle als Holly Golightly trug, wurde Ende 2006 für mehr als 600.000 Euro für einen guten Zweck versteigert.
Jeder Film habe für seine Mutter eine ganz spezielle persönliche Bedeutung gehabt, sagt ihr Sohn Sean Ferrer, der aus Hepburns erster Ehe mit dem Schauspieler Mel Ferrer stammt. «Viele standen für den Beginn einer wunderbaren Freundschaft mit einem Schauspieler oder einem Regisseur - so wie mit Gregory Peck bei 'Ein Herz und eine Krone'», berichtet der 48-Jährige. Bei «Ein süßer Fratz» habe ihr es besonders viel bedeutet, dass sie Jahre, nachdem der Ballerina-Traum geplatzt war, neben Fred Astaire tanzen konnte. Ein großer Erfolg war auch die Musical-Verfilmung «My Fair Lady» (1964) an der Seite von Rex Harrison.
"Hubbel auf der Nase und zu große Füße"
Die große Bandbreite ihres Schaffens stellte Hepburn mit ernsten Rollen etwa in «Krieg und Frieden»(1956), «Geschichte einer Nonne» (1959) oder «Warte, bis es dunkel ist» (1967), wo sie eine blinde Frau spielte, unter Beweis. Obwohl sie weltweit auch für ihre Schönheit und ihren heute wieder so aktuellen Stil verehrt wird, hebt Ferrer hervor: «Sie fand sich selbst überhaupt nicht besonders schön oder außergewöhnlich, sondern sie sah eher ihre Mängel als ihre Vorzüge. Sie fand sich zu dünn, mit einem Hubbel auf der Nase und zu großen Füßen.»
Eine «wunderbare Freundschaft» habe ihn und seinen Halbbruder Luca Dotti - aus der zweiten, ebenfalls geschiedenen Ehe Hepburns mit einem italienischen Psychiater - mit der Mutter verbunden. Den Kindern zuliebe zog sich Hepburn jahrelang aus dem Filmgeschäft zurück. Ihren letzten Auftritt vor einer Filmkamera hatte sie als guter Geist in Steven Spielbergs «Always» (1989).
Engagement als UNICEF-Botschafterin
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Ab 1988 bis zu ihrem Tod widmete sich Hepburn, die fünf Sprachen beherrschte, ganz ihrer Arbeit als UNICEF-Botschafterin. Sie reiste um die Welt, um auf das Elend hungernder Kinder aufmerksam zu machen. Ihr zweiter Oscar wurde ihr 1993 posthum für dieses soziale Engagement verliehen. Hunderttausende Briefe seien aus aller Welt gekommen, als seine Mutter krank war, erinnert sich Ferrer.
Auch für all jene Menschen, die so schockiert gewesen seien über ihren frühen Tod, führt er mit seinem Bruder ihre Arbeit mit dem «Audrey Hepburn Children's Fund» fort. Lieber noch als für ihre auch mit vier Oscar-Nominierungen gekrönte Filmkarriere würde sie den Menschen für ihre humanitäre Arbeit in Erinnerung bleiben, wenn sie wählen könnte, ist sich der Sohn sicher. (ddp)
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