Essen. Kinostart in Deutschland für „The Batman“. In der Hauptrolle: Robert Pattinson. Die Besetzung macht ihn zu einem der bislang besten Batman-Filme.
Als durchgesickert war, dass Robert Pattinson der neue Batman sein soll, gab es in Kritiker- und Fankreisen nicht wenige Skeptiker, die ihm diese Rolle nicht zutrauten. Zu schön sei er, zu glatt. Doch der britische Schauspieler widerlegt in „The Batman“ alle Zweifel. Er ist in diesen drei genreprägenden Filmstunden nicht nur Fleisch und Blut gewordene Vergeltung, sondern nicht weniger als der dunkelste aller dunklen Ritter.
Für viele Fans galt bislang die „Dark Knight“-Reihe als Maßstab
Zuletzt hatte sich Ben Affleck im Jahr 2017 in den Fledermausdress gezwängt und für seine drei Auftritte auf der Großleinwand deutlich mehr Häme als Anerkennung geerntet. Als Maßstab galt den meisten Enthusiasten bis heute die „Dark Knight“-Trilogie von Regisseur Christopher Nolan, der von 2005 bis 2012 Christian Bale zu seinem nächtlichen Rächer auserkoren hatte – für viele der bislang beste Batman. Doch diese Beliebtheitsskala wird nun neu geordnet werden müssen.
Denn Pattinson wartet nicht nur mit einer ungeheuren körperlichen Präsenz auf, er schafft es auch, unter der markanten Maske große Kunst abzuliefern. In einer Szene gleich zu Beginn betritt er nach dem Mord am Bürgermeister von Gotham City dessen Wohnung. Dort sitzt der minderjährige Sohn auf der Couch und trauert um seinen erschlagenen Vater. Batman schenkt ihm einen langen Blick. Ihm ist sofort klar, was dieser Junge gerade fühlt. Denn als Kind hatte Bruce Wayne alias Batman ja selbst den Mord an seinen Eltern mit ansehen müssen. Es wirkt, als schaue er da auf sein eigenes jüngeres Ich. Um all das zu transportieren, benötigt Pattinson kein einziges Wort.
Eine düster-bedrohliche Grundstimmung wie zuletzt beim „Joker“-Film
Regisseur Matt Reeves, zuletzt für zwei der drei Teile aus der „Planet der Affen“-Reihe verantwortlich, vertraut in Szenen wie dieser voll und ganz der bedrohlichen und gleichzeitig berührenden Aura seines Protagonisten. Zudem entschied er sich, jene düster-dystopische Grundstimmung auf die Leinwand zu zaubern, die zuletzt alle Filme aus dem DC-Comic-Universum umgeben hatte. Wie etwa bei „Joker“mit dem Oscar-prämierten Joaquin Phoenix.
In „The Batman“ geht es nicht bonbonbunt und krawallig zu wie beim Konkurrenten Marvel mit seinen „Avengers“-Superhelden. Nein, hier sind menschliche Ermittler am Werk, die Spuren nachgehen und Rätsel lösen müssen, um die Mordserie eines scheinbar Wahnsinnigen zu stoppen. Auch hier werden, genau wie beim Setting, Anleihen beim Schocker-Krimi „Sieben“ sichtbar. So wird daraus insgesamt viel mehr eine klassische Detektivstory als eine schnöde, ausschließlich auf Knalleffekte setzende Comicverfilmung.
Colin Farrell als Pinguin ist unter seiner dicken Latex-Schicht kaum wiederzuerkennen
Doch auch die Bösewichter haben es in sich: Der sonst so smarte Colin Farrell ist als Pinguin unter einer dicken Latex-Schicht im Gesicht überhaupt nicht wiederzuerkennen. Seine Verfolgungsjagd mit Batman als Geisterfahrer über einen Innenstadt-Highway zählt zum handwerklich Besten, was es in puncto Stunts zuletzt zu sehen gab. Auffällig auch das Bat-Mobil: Das sieht eben nicht wie ein Raumschiff für die Straße aus, so wie in manchem Vorgängerfilm. Es erinnert an ein normales, getuntes Auto. Auch hier ist das Dezente, Zurückgenommene eher Stärke als Makel.
In den Fokus von Batman und seinem Polizisten-Mentor James Gordon (viel besser als zuletzt bei Bond: Jeffrey Wright) gerät im Laufe der Handlung schnell der Riddler. Der tötet die obersten Gesetzeshüter der Stadt auf bizarrste und bestialischste Art und Weise. Paul Dano gibt diese Mischung aus Milchbubi und Psychopath ebenso beängstigend wie glaubwürdig. Das kommt sogar nah an die Performance des leider früh verstorbenen Heath Ledger als Joker in „The Dark Knight“ heran.
Die Protagonisten haben nur ganz wenige Szenen ohne Maske
Dano hat genau wie Pattinson nur ganz wenige Szenen, in denen er unmaskiert agieren darf. Und dennoch schaffen es beide, das Grauen auf der einen und die Unnachgiebigkeit auf der anderen Seite aus jeder Pore zu verströmen. Ihr Antlitz verhüllt auch Zoe Kravitz als Catwoman, die nicht nur mit ihren langen Nägeln kratzen, sondern Gothams Unterwelt-Schergen auch im Nahkampf gelenkig zur Strecke bringen kann. Das Casting, es gerät hier wirklich zum Glücksfall.
Und was bleibt nach diesen drei keinesfalls zu langen Filmstunden im Betrachter zurück? Auf jeden Fall das gute Gefühl, dass die Filmwelt wieder einen würdigen Batman zurückhat