Essen. Die Tragikomödie “Willkommen bei Habib“ erzählt die Geschichte von Männern, die ihre Heimat verloren haben und nun auf der Suche nach ihrer Identität sind. Sie treffen sich in dem Imbiss eines türkischen Einwanderers in Stuttgart. In dem gut besetzten Film führte Michael Baumann Regie.

Stuttgart im Spätsommer, die Müllabfuhr streikt. Es ist eine etwas andere Kulisse, in der Filmautor Michael Baumann seine zweite Regiearbeit "Willkommen bei Habib" angesiedelt hat.

Die Titelfigur ist ein Türke, der seit vielen Jahren in der Stadt eine Imbissbude betreibt. Verheiratet ist er mit Andrea, die einen Telefonladen für Migranten leitet. Habibs Sohn Neco ist mit der Deutschtürkin Semra verheiratet. Die beiden haben einen kleinen Sohn. Neco schuldet einem Geldverleiher eine hohe Summe, vertreibt sich aber die Zeit gern mit der sexy Blondine Jona.

Ein paar Figuren und Konfliktfelder zu viel

Habib (Vedat Erincin) erhält über einen Freund die Einladung zur Hochzeit einer jungen Türkin, deren Mutter einst seine große Liebe in der Türkei war. Dafür fährt er zurück in die alte Heimat. Die Imbissbude übernimmt derweil der Geschäftsmann Bruno, dem seine Partner zuletzt übel mitspielten. In Imbissbude sowie Telefonladen taucht regelmäßig der alte, störrische Ingo auf, der bei Andrea heftige Gefühle auslöst.

Wenn sich nun der Gedanke aufdrängt, dass dieser profund besetzte und gut gespielte Film sich ein paar Figuren und Konfliktfelder zu viel aufgeladen hat, dann ist das zutreffend. Zumindest der Handlungsfaden um Bruno (Thorsten Merten) ist komplett überflüssig, hätte allerdings einen starken eigenen Film ergeben. Theresa Harder in der Rolle von Habibs Ehefrau hat fast gar nichts zu tun und selbst der Held gerät immer wieder aus dem Fokus, weil sich ein Nebenschauplatz in den Vordergrund drängt.

Vielleicht hatte Regisseur Baumann eine Struktur im Stile von Spike Lees "Do The Right Thing" im Sinn; in Szenen findet er auch schöne Verdichtungen auf tragikomischer Basis. Im Gesamtwurf aber ist dieser Kino-Döner schlichtweg überladen mit Zutaten, und er zerfasert durch abrupte Stilwechsel in Inszenierung und Erzählweise. Das Talent ist da, aber es fehlt noch an Disziplin.

Wertung: 2 von 5 Sternen