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Werner Herzog ist wieder da - und schenkt uns ein schönes Stück Kino. „Bad Lieutenant“ ist ein Film über das zerstörte New Orleans ebenso wie über einen zerstörten Menschen, der sein Heil schließlich im Gestern sucht. Nicolas Cage, dessen Schmerzensgesicht hier endlich einmal angebracht ist, spielt dabei die Rolle seines Lebens.

Werner Herzog ist ein wahrer Wiedergänger des Kinos. Vor neun Jahren mit seinem Kraftmenschenfilm „Unbesiegbar“ zum letzten Mal im deutschen Kino vertreten, hat sich der legendäre Extremfilmer inzwischen in Kalifornien niedergelassen. Dort dreht er weiter Spiel- und Dokumentarfilme mit bescheidenen Budgets, auf die man neugierig wäre, die aber bisher niemand bei uns ins Kino bringen wollte. Insofern ist „Bad Lieutenant“ auch eine Wiedersehensfeier.

Ein Cop im Drogenrausch

Hinter diesem vertrauten Titel steckt nun definitiv keine Neuverfilmung des berüchtigten Polizistendramas (1992) von Abel Ferrara mit Harvey Keitel. Die wohl einzige Parallele dürfte sein, dass uns beide Filme Cops im Drogenrausch präsentieren. Bei Terence McDonagh (Nicolas Cage) beginnt die Misere mit einer guten Tat: Als er im überfluteten New Orleans einen Häftling aus seiner Zelle retten will, nimmt sein Rücken derart Schaden, dass er fortan mit Schmerzmitteln leben muss. Der Schritt vom Medikament zur Droge ist da nur ein kurzer. McDonagh klaut seinen Stoff künftig bei Razzien, aus der Asservatenkammer der Polizei. Oder er lauert vor Diskotheken ganz einfach jungen Pärchen auf, die sich nun vergeblich auf ihren ersten Trip freuen.

Nicolas Cage, dessen Schmerzensgesicht hier endlich einmal angebracht ist, spielt dabei die Rolle seines Lebens, indem er zwischen Prostituierten-Freundin (Eva Mendes), misstrauischem Cop-Kollegen (Val Kilmer), ärgerlichen Dealern und ungeduldigem Gläubiger (Brad Dourif) halsbrecherisch hin und her laviert. Der Schauspieler blüht unter Herzogs Regie sichtlich auf, wagt sich bei den Recherchen zu einem Fünffach-Mord über darstellerische Grenzen hinaus und scheut dabei nicht das Mittel der Übertreibung. „Erschieß ihn noch einmal“, kreischt er nach dem Mord an einem Dealer, „seine Seele steckt noch im Körper.“ Dass genau die sich schließlich erhebt und hinter dem zerschossenen Leichnam einen flotten Breakdance hinlegt, das erscheint wie Herzogs Hommage an den New Orleans Jazz. Man spürt diese Lust am Absonderlichen noch an anderen Stellen, etwa am Rande eines Highways, wenn wir einen Unfall durch das Maul eines Alligators im Seitengraben wahrnehmen.

„Bad Lieutenant“ ist ein Film über das zerstörte New Orleans ebenso wie über einen zerstörten Menschen, der sein Heil schließlich im Gestern sucht. Gemeinsam mit Freundin Frankie findet er Zuflucht im Elternhaus, wo er sich zurückträumt zu verbuddelten Rostlöffeln und Piratenspielen im Garten. Vielleicht ist es diese Rückbesinnung auf eine lange schon zerstörte kindliche Unschuld, die dem Film zu seinem wundersam sanften Finale verhilft. Vielleicht aber ist es ganz einfach auch nur Herzogs Art der Satire.